Art Musterbistum mit einer exzellenten Bibliothek und einer Domkirche, in der so gut wie alle wichtigen Heiligen des Reiches versammelt waren. Bamberg war der Lieblingsort des Kaisers, vor allem aber der Ort, der ihn in unmittelbare Nähe zu Christus brachte, gewissermaßen die Nahtstelle zwischen dem himmlischen König und dem irdischen König. Von Beginn seiner Herrschaft an setzte Heinrich seine Kräfte für die Errichtung des Bistums und der Domkirche ein.
Aber Bamberg, so muss man hinzufügen, gehörte ihm gar nicht, sondern seiner Gemahlin, Kunigunde. Ihr hatte er die prächtige Babenburg bei der Heirat als Witwengut übertragen. Auf die wichtige strategische Bedeutung dieser Burg für die Politik Heinrichs und auf ihren königlichen Rang kann ich hier nicht näher eingehen. Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Heinrich gerade den Ort, der aus verschiedenen Gründen für ihn den höchsten Rang einnahm, seiner Braut anvertraute. Dies zeugt möglicherweise von besonderer Liebe, könnte aber auch damit erklärt werden, dass Bamberg als Witwenausstattung besonderen Schutz genoss und von Leistungen für Reich und König verschont blieb.
Nun freilich, nachdem die beiden 1002 das Königtum erlangt hatten, musste Kunigunde ihren Witwensitz Bamberg wieder abgeben, damit Heinrich hier seine Pläne verwirklichen konnte. In der Forschung wird immer wieder darüber spekuliert, ob dieser Vorgang zu einer Verstimmung oder gar zu einem Zerwürfnis zwischen dem kaiserlichen Paar geführt hat. In den Quellen gibt es Andeutungen dafür, dass die Brüder Kunigundes, die Grafen von Luxemburg, gegen den Verzicht ihrer Schwester protestiert haben sollen und dass sie mit dem Ersatz, den Besitzungen in Kaufungen mitsamt dem Königshof Kassel nicht zufrieden waren. Aber das bleibt alles vage. Von Kunigunde erfahren wir in dieser Hinsicht gar nichts. Ich sehe deshalb auch überhaupt keinen Anlass, hier einen Widerstand der Ehefrau zu konstruieren, um damit ihre Eigenständigkeit und Emanzipation zu belegen.
Es gibt sogar Hinweise, dass Kunigunde an der glanzvollen Ausstattung der Bamberger Kirche kräftig mitgewirkt hat. Ihre Förderung des Stifts St. Stephan habe ich schon erwähnt. Im Jahr 1020 schenkte sie dieser Kirche gemeinsam mit ihrem Mann zudem die berühmte Bamberger Apokalypse, eine großartige Prachthandschrift. Diese wurde im Inselkloster auf der Reichenau hergestellt und enthält die Geheime Offenbarung, also das Endzeitbuch des Neuen Testaments. Dieser Codex trug auf seinem kostbaren, aus 1600 Gramm Silber und Edelsteinen gearbeiteten Einband die Inschrift: „Heinrich und Kunigunde bringen dir dieses Geschenk dar“ (Henric et Kunigunt haec tibi munera promunt). Hundert Jahre nach ihrem Tod hat man dann in Bamberg Kunigunde schon als „unsere spezielle Mutter“ (specialis mater nostra, Jaffé, S. 589) bezeichnet, was sicher nicht vermuten lässt, dass es von ihrer Seite Widerstand gegen das Projekt Bamberg gegeben hätte.
Bamberg ist freilich auch das Symbol für das große Trauma dieses Herrscherpaares: die Kinderlosigkeit. Weil er keinen Sohn habe, so begründete Heinrich II. selbst die Gründung Bambergs, wolle er sein Erbe der Kirche und damit Gott weihen. Sein Königtum sollte auf diese Weise an Gott, von dem es ausgegangen war, zurückgegeben werden. Die Kehrseite freilich war, dass damit auch nicht für die Nachfolge im Königtum gesorgt war. Ein solcher Zustand brachte immer größte Gefahr für den Frieden und die Ordnung des Reiches. Deshalb wurde Kinderlosigkeit des Königs
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