- Die Landgrafen von Thüringen und Hessen erweitern, stärken und fördern diese Gemeinde als wirtschaftliches, militärisches und politisches Zentrum ihrer Macht, wie überall die aufstrebende Territorialherrschaft in Deutschland.
- Im 14. Jahrhundert sucht ein mächtig und reich gewordenes Patriziat die Unabhängigkeit der Stadt von der Landeshoheit durchzusetzen, am Ende ohne Erfolg.
Seit der Regierung Landgraf Philipps des Großmütigen im 16. Jahrhundert wird für Kassel die Rolle als Haupt-, Residenz- und Festungsstadt eines mittleren deutschen Territoriums – das bisweilen eine bedeutende Rolle in der europäischen Geschichte spielen kann – bestimmend. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts geht nun das wirtschaftliche, politische, aber auch das geistige Leben vom Landesherren aus. Eigenartigerweise sind den Kasseler Bürgern auch heute gerade diese Traditionen stärker bewusst als die eigenen Leistungen seit der bürgerlichen Emanzipation in der Aufklärung, als die Führungsrolle der Vorfahren im hessischen Verfassungskampf, in der Industrialisierung oder in der Arbeiterbewegung.
Leider spielt die Geschichte der Kernstadt Kassel bei den zahlreichen und vielfältigen Veranstaltungen des Jubiläumsjahres keine große Rolle. Eine beachtliche, ja kaum erwartete Aktivität entfaltet sich in den Programmen der 23 Stadtteile mit stark nachbarschaftlichem Charakter. Auch der offizielle glanzvolle Festakt der Stadt Kassel zum Jubiläum am 18. Februar 2013 in der überfüllten Stadthalle beschränkte sich darauf, Stadtidentität nur mit den Erscheinungen aus der Gegenwart darzustellen. Wenn der Eindruck einer Stadt aus dem Zusammenhang der Landschaft, der Architektur ihres Stadtbildes und der Lebensart ihrer Bewohner entsteht, so wird in Kassel der Verlust des historischen Stadtbildes umso schmerzlicher empfunden. Das untergegangene Kassel besaß ein ganz eigenes geistiges Gepräge; die neu erbaute Stadt strebte lange danach, ein neues zu finden. Hierzu gehört heute vor allem die Suche nach dem Bild von der eigenen Geschichte. Diese Aufgabe hat die Stadt Kassel im Jubiläumsjahr den Lehrstühlen für Geschichte der Universität Kassel und dem Verein für hessische Geschichte und Landeskunde überlassen.
Noch vor dem Festakt am 18. Februar 2013 startete das Fachgebiet Mittelalterliche Geschichte der Universität das Jubiläumsjahr am 5. Februar mit der Vorlesungsreihe „Kassel 913–2013“, die auf Initiative von Professorin Dr. Ingrid Baumgärtner in Zusammenarbeit mit dem Verein für Hessische Geschichte und Landeskunde stattfand. Außer Dr. Baumgärtner referierten die Herren Karl-Hermann Wegner, Christian Presche, Prof. Dr. Jens Flemming und Prof. Dr. Winfried Speitkamp. Zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Stadtgeschichte vereinigte Professorin Dr. Ingrid Baumgärtner einen Kreis von Autoren für den Band „Kassel im Mittelalter“, der am 19. November 2013 vorgestellt wird. Unter der Redaktion der Professoren Dr. Jens Flemming und Dr. Dietfried Krause-Vilmar erscheint der umfangreiche Band „Kassel in der Moderne“ (27. September 2013), der die Stadtgeschichte unter sehr vielfältigen Blickwinkeln in Einzelaufsätzen von 1800 bis zur Gegenwart beleuchtet.
Das große öffentliche Forum der Geschichtswissenschaft zum Stadtjubiläum wird der „40. Tag der Deutschen Landesgeschichte“ mit seinem wissenschaftlichen Kolloquium am 14. September 2013 sein. Zu diesen größeren wissenschaftlichen Unternehmungen kommen weitere, an denen unsere Mitglieder im VHG
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