Die Dom- und Kaiserstadt Fritzlar – ein kurzes historisch-politisches
Portrait
In diesem Jahr sind genau 1290 Jahre vergangen,
dass der angelsächsische Missionar
Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“,
durch die Fällung einer dem chattischen
Kriegs- und Wettergott Donar geweihten Eiche
die Gründung Fritzlars initiierte. An der
Stelle der Donareiche errichtete er eine Kirche
und gründete ein Kloster sowie eine Schule.
Für diese Schule wurde 732 die erste deutsche
Schulordnung verfasst.
Fritzlar gehört zu den ältesten deutschen
Städten östlich von Rhein und Main. Für
die berühmte deutsche Historikerin Ricarda
Huch war es selbstverständlich, dass Fritzlar
in ihrem Buch „Lebensbilder deutscher Städte“
Aufnahme fand. Auch die hessische Geschichtsschreibung
weiß um die Bedeutung
Fritzlars im Mittelalter und der frühen Neuzeit-
insbesondere wenn es um die Darstellung
des mainzisch – hessischen Gegensatzes
geht und die Rolle Fritzlars in dieser Auseinandersetzung.
Folglich befassen sich alle hessischen
Historiker von Wigand Gerstenberg
über Georg Landau bis Christian Rauch mit
der Geschichte dieser Stadt. Der bedeutende
Historiker und Archivar Karl E. Demandt begann
seine wissenschaftliche und archivische
Laufbahn mit einer Doktorarbeit über Fritzlar
im Mittelalter.
Die Geschichte Fritzlars teilt sich in drei
Phasen: Zunächst sehen wir Fritzlar im Eigentum
der sächsischen, ottonischen und salischen
Könige und Kaiser von 724 bis 1066.
Der Leitaufsatz zum Umschlagbild
Dann folgt die Phase der Zugehörigkeit Fritzlars
zum Erzbistum Mainz von 1066 bis 1802
und anschließend die Zeitspanne seit 1802
mit Fritzlar als hessischer Stadt.
In der ersten Phase von 724 bis 1066
rückt der zur Zeit Karls des Großen errichtete
Königshof – später zu einer Kaiserpfalz
erweitert – die Stadt in das Blickfeld der
Reichspolitik. An die Königserhebung des
Sachsenherzogs Heinrich im Jahre 919 schließen
sich vierzehn weitere urkundlich belegte
Aufenthalte ottonischer und salischer Könige
und Kaiser an. Ergänzt werden diese staatspolitischen
Besuche und Aufenthalte durch
zahlreiche Synoden und reichsweite Kirchenversammlungen.
Von herausragender Bedeutung ist dabei die
Synode von 1020, die für Kaiser Heinrich II.
der Tradition der örtlichen Geschichtsschreibung
zu Folge Anlass war, dem kurz zuvor
gebildeten St. Petri-Stift das Kaiser-Heinrich-
Kreuz zu schenken.
Die zweite Phase der Fritzlarer Geschichte
beginnt 1066, als die Stadt aus dem Reichsbesitz
in das Eigentum der Mainzer Erzbischöfe
überging. Für die folgenden 700 Jahre wurde
die Zugehörigkeit Fritzlars zu Mainz zur entscheidenden
Determinante ihrer Geschichte.
An die jahrhundertelange Zugehörigkeit zum
Erzbischöflichen Stuhl erinnert heute noch
das Fritzlarer Stadtwappen, das rote „Mainzer
Rad“ auf silbernem Grund. Systematisch
siedelten die Mainzer Erzbischöfe Kaufleute
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