32 Aus der Arbeit des VHG
der Verein mit dem Historiker Dr. Gerrit Himmelsbach
einen profunden Kenner der Materie
gewinnen können. Dr. Himmelsbach ist
Geschäftsführer des archäologischen Spessartprojektes
(ASP) und Dozent am Lehrstuhl für
Fränkische Landesgeschichte an der Universität
Würzburg und dem Thema in seiner Vielgestaltigkeit
bestens vertraut. So referierte er am
3. Dezember 2013 über den „Mythos Spessart“.
Auf unterhaltsame und gleichzeitig anschauliche
Weise widmete er sich dem Thema. Dabei
verdeutlichte er, dass der Spessart bereits
seit Jahrhunderten der Vorstellung eines finsteren
Waldes auf dessen einsamen Wegen gemeine
Räuber lauern anhängt. Und auch heute
weckt der Spessart Assoziationen und Bilder,
die mitunter romantisch überlagert, Vorstellungen
von Waldeinsamkeit, Armut, stille Wälder,
knorrige Eichenriesen, Räuber, Schloss
Mespelbrunn, Wirtshaus und Liselotte Pulver
zum Inhalt habe. Dabei entstehe ein paradoxer
Mythos: Ein Meer von Wald und kein Ende
− direkt neben einer der verkehrsreichsten Regionen
Europas. Himmelsbach ging zum einen
anhand von Literatur u. a. von Wilhelm Hauff
und Kurt Tucholsky diesem Mythos nach. Zum
anderen verdeutlichte er, dass der Spessart in
Wirklichkeit seit ewigen Zeiten eine Kulturlandschaft
ist, die durchweg von Menschen geprägt
wurde. Der Spessart sei ein von „Menschen
gemachtes Ökosystem. Es gibt keinen
einzigen Baum, der nicht von Menschenhand
in seinem Wachstum beeinflusst wurde.“ Um
dieses Thema zu vertiefen, fand am 21. Januar
2014 ein weiterer Vortrag unter der Überschrift
„Kulturlandschaft Spessart“ statt. Himmelsbach
ging dabei der Frage nach, welche
geographischen, ökologischen und wirtschaftlichen
Besonderheiten diese Jahrtausend alte
Kulturlandschaft mit ihren Relikten vom Hügelgrab
über Waldglashütten bis hin zu fast
verschwundenen Industriegebieten des frühen
20. Jahrhunderts aufweist. In diesem Zusammenhang
kam er auch auf die „berühmten“
Räuber zu sprechen und räumte damit gleichzeitig
mit der Vorstellung vom Spessart als eine
menschenleere Landschaft auf. Denn Räuber
sind nur da, wo es etwas zu holen gibt. Und das
gab es im Spessart reichlich. Bereits seit dem
Mittelalter waren Glas, Holz und Erze begehrte
Güter. Die Verkehrswege waren gut ausgebaut,
so dass der Spessart bereits seit langen – analog
der heutigen Autobahn 3 – eine wichtige
europäische Verkehrsader war. Die Frammersbacher
Fuhrleute nahmen in der frühen Neuzeit
im Auftrag der Fugger und Welser das Monopol
im Speditionswesen auf der Strecke von Nürnberg
nach Antwerpen wahr. Allerdings setzte
ab 1750 aufgrund der starken wirtschaftlichen
Ausplünderung eine beginnende Armutsperiode
ein, die bis 1950 dauerte.
Die Vorträge waren alle gut besucht – an
die 400 geschichtsinteressierte Personen wurden
erreicht, deren Rückmeldungen durchweg
positiv waren. Als günstig erwies sich, dass
zahlreiche Mitglieder der örtlichen Ortsgruppen
des Spessartbundes zugegen waren – allen
voran der Ortsgruppe Gelnhausen, die zuvor
als Katalysatoren für das Thema fungiert
hatten und es publik machten hatten.
Wie niedrig die Landesgrenzen zwischen
Bayern und Hessen gerade im Spessartraum
sind, verdeutlichte zum einen der aus Aschaffenburg
angereiste Dr. Himmelsbach. Zum andern
referierte der Vorsitzende des Zweigvereins
Gelnhausen im fränkischen Alzenau beim
dortigen Heimat- und Geschichtsverein. Der
evangelische Pfarrer Michael Lapp gab den
rund dreißig Zuhörern einen Überblick über
die Geschichte, Wirkung und Gegenwart des
Benediktinerordens. Dabei verdeutlichte er die
Leistung des Ordens bei der Ausgestaltung