60 Aus Stadt und Land
Stiftung Jugendburg Ludwigstein bei Witzenhausen
die Außenstelle Archiv der deutschen
Jugendbewegung, in der drei Mitarbeiterinnen
weitgehend selbstständig das
dortige Archiv betreiben. Innerhalb des Gebäudes
am Marburger Friedrichplatz wiederum
verselbständigte sich im Jahr 2006 institutionell
das Archiv der Philipps-Universität,
das bis dahin lediglich eine vom Staatsarchiv
betreute Beständegruppe war. Mit inzwischen
zwei festen wissenschaftlichen Stellen
und einer Magazinkraft ist es personell gefestigt
und bietet Potential für weitere Entwicklungsschritte.
Im Rückblick ist die Entwicklung des
Staatsarchivs Marburg in den letzten Jahren
sicher sehr positiv zu bewerten. Zumal
die Konzentration auf einige besonders drängende
fachliche Schwerpunkte hat sehr erfreuliche
Ergebnisse erbracht. Dies ist am
eindrucksvollsten bei der Erschließung zu
beobachten, betrifft aber auch die Archivgutlagerung,
denn in einem mehrjährigen
Großprojekt werden derzeit viele Kilometer
Archivgut in neue Behältnisse umgebettet,
oder die Aktenübernahme, etwa aus den
Justizbehörden, oder die Digitalisierungsaktivitäten,
mit denen das Staatsarchiv für die
anstehenden Herausforderungen der Deutschen
Digitalen Bibliothek und der Internetplattform
Europeana gut gerüstet ist. Auch
die organisatorische Ausdifferenzierung, von
der Archivschule über das Universitätsarchiv
bis hin zum Grundbuch- und zum Personenstandsarchiv,
hat sich in jeder Hinsicht bewährt,
da spezielle Arbeitsfelder nun konzentriert
angegangen werden können und
nicht mehr über Gebühr die Erledigung der
fachlichen Alltagsaufgaben belasten.
Der wichtigste Gradmesser für den Erfolg
und Misserfolg der archivfachlichen Arbeit
ist und bleibt jedoch die Frage, in wieweit die
Arbeitsergebnisse für Dritte von Interesse sind
und tatsächlich genutzt werden, denn im Kern
sind Archive am Ende Servicestellen für alle
an der Geschichte interessierten Bürgerinnen
und Bürger, nicht zuletzt natürlich auch für
die professionelle historische Forschung der
Hochschulen und sonstigen wissenschaftlichen
Einrichtungen. Hier konstatiert das
Staatsarchiv eine mindestens stabile Situation,
wenn nicht gar ein wachsendes Interesse.
Dies betrifft – wie übrigens andernorts auch –
nicht die klassische Lesesaalnutzung, denn
hier sind auch in Marburg seit langen Jahren
leicht sinkende Nutzungszahlen zu beobachten.
Aber die Online-Nutzung, und hier steht
die Recherche nach Archivgut im Mittelpunkt,
und die damit in direktem Zusammenhang zu
sehenden Bestellungen von Kopien belegen
ein weiterhin starkes, ja sich in den letzten
Jahren gar weiter intensivierendes Interesse
an den Marburger Archivbeständen. Darüber
hinaus sind die Aktivitäten des Staatsarchivs
im Bereich der Vermittlungsarbeit sehr
erfolgreich, sei es durch Führungen, Ausstellungen
oder im Rahmen der meist mit Partnereinrichtungen
durchgeführten Vortrags- und
Tagungsveranstaltungen, durch die Angebote
in der universitären Lehre oder der Archivpädagogik
an die Schulen oder als offene Nutzerseminare.
Auf diesen Wegen erreicht das
Staatsarchiv Marburg seit Mitte der 2010er
Jahre jährlich gut 10.000 Teilnehmer/innen
bzw. Besucher/innen. Dieser Zuspruch bestätigt
nicht nur die im Archiv tätigen Mitarbeiter/
innen in ihrem Tun, sondern erfüllt auch
einen zentralen archivgesetzlichen Auftrag,
nämlich als „Haus der Geschichte“ an der Erforschung
und Vermittlung der Geschichte
des Landes Hessens mitzuwirken.
Andreas Hedwig, Marburg
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