32 Zweigvereine
„Schaufenster gab es früher nicht“, sagt Lohmann.
Damals war es gerade modern, bunte
Fenster herzustellen. „Für die Kirchen zum
Beispiel.“ Und auf den Märkten habe man
nur lebensnotwendige Dinge kaufen können.
Auch das sei heute anders. Überhaupt
sei das meiste eben nicht mehr so, wie einst
bei den ursprünglichen Mittelaltermärkten.
„Das ist auch gut so, denn was wir heute erleben,
ist sehr idealisiert“, erklärt Lohmann.
Tatsächlich sei das Leben im Mittelalter anstrengend
gewesen. Den Anspruch, das Leben
von einst tatsächlich abzubilden, den
gibt es heute so nicht mehr. Doch 1982 war
das noch anders. Damals war Fritzlar eine
der ersten Städte, die einen Mittelaltermarkt
organisierte. „Kramer, Zunft und Kurzweil“,
hieß der. Daraus entwickelt habe sich das
Kaiserfest. Lohmann ist etwas erstaunt und
zugleich erfreut, dass das Mittelalter die Besuchermassen
anlockt. „Es ist ja nicht die
Rokoko-Zeit.“ Im Mittelalter sei alles viel
ärmlicher und einfach gewesen. Glas- und
Zinngeschirr gab es nicht. Würde man keine
Gläser und kein Geschirr beim Kaiserfest anbieten
und die Marktleute so rumlaufen, wie
die Menschen einst, dann wäre es vermutlich
nicht so attraktiv, sagt Lohmann und zeigt
Zeichnungen aus dieser Zeit. „Es war alles
viel beschwerlicher.“ Maja Yüce (Artikel/Fotos:
HNA Fritzlar-Homberg)
Der Vorstand des Zweigvereins
Michael Lapp, 1. Vorsitzender; Christine Raedler,
2. Vorsitzende und Schatzmeisterin; Gerhard
Blumenröder, Beisitzer. Mitgliederzahl am
1. Januar 2015: 22 (1 Eintritt, 1 Austritt, 1 Verstorbener).
Aus dem Jahresbericht 2014
Die Vortragsreihe des „Zweigvereins Gelnhausen“
im Winter 2014/2015 beinhaltete
zwei Schwerpunkte. Zum einen wurde in einer
der verkehrsreichsten Gegenden der Republik
der Blick auf historische Verkehrsrouten
geworfen. Zum andern stellte, dem Gedenkjahr
gemäß, die Beschäftigung mit dem Ersten
Weltkrieg ein Akzent der diesjährigen Vorträge
dar.
Als Fachmann für alles, was im engeren und
weiteren Sinn mit dem Spessart zu tun hat,
konnte Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen
Spessartprojekt gewonnen werden.
Zum Thema „Der Weg ist das Ziel – Verkehrsrouten
im Spessart und Kinzigtal“ zog Himmelsbach
einen Bogen von den historischen
Verkehrswegen zur heutigen Straßensituation,
die gar nicht so viel anders zu sein scheint.
Wenn heute beispielsweise das Thema Straßenmaut
diskutiert werde, so sei dies kein neuer
Aspekt. Himmelsbach erläuterte dabei die sogenannte
Hoffmann-Karte aus dem Jahre 1584,
die eine Vielzahl von Zollstationen im Spessart
zeigt, von denen noch einige als Zollstock am
Wege zu sehen sind. Auch die mittelalterlichen
Burgen seien im Grunde Zollstationen gewesen.
Zweigverein Gelnhausen
Gab es im Mittelalter: Clemens Lohmann mit Folterinstrumenten.
Foto: Yüce
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