2 Der Leitaufsatz zum Umschlagbild
Bildungsereignis Reformation 1517–2017! Ideen, Krisen, Wirkungen
Einführung in die große Sonderausstellung
Christina Schlag
Die Reformation war ein Bildungsereignis.
Zum einen wurde sie von Akteuren und
Akteurinnen bestimmt, die durch ihren ganz eigenen,
persönlichen Bildungsweg geprägt waren.
Zum anderen veränderten die Forderungen
der Reformatoren das Bildungswesen nachhaltig.
Es kam zu Wechselwirkungen zwischen Reformation
und Bildung. Im Zuge der Reformation
wurden neue Schulen und protestantische
Universitäten gegründet. Die Ausbildung der
Lehrer und Pfarrer wurde verbessert, universitäre
Instanzen versuchten Einfluss zu nehmen
auf den Prozess der Konfessionsbildung.
Mit diesen Wechselwirkungen beschäftigt
sich die von Bund und Land geförderte Ausstellung
des Museums für Kunst und Kulturgeschichte
der Philipps-Universität Marburg.
Bis zum 31. Oktober 2017 werden in den Sonderausstellungsräumen
des Landgrafenschlosses
annähernd 100 Exponate präsentiert. Objekte
aus den eigenen Beständen, Leihgaben
aus hessischen Archiven und Bibliotheken sowie
aus Museen in Deutschland, Wien und
Basel vermitteln Einblicke in die Geschichte
von Reformation und Bildung.
Die Ausstellung zeigt, wie Akteure der Reformation
vom bestehenden System geprägt
waren und wie sie die Reformation auch über
das Bildungswesen zu verbreiten suchten, wie
Landesherren die Ideen der Reformatoren aufgriffen
und das Kirchen- und Schulwesen ihrer
Territorien neu ordneten. Sie endet mit
einem Blick auf das Zusammenspiel von Bildung
und Konfession.
Der Leitaufsatz zum Umschlagbild
Bildung vor der Reformation
Ob Herrscher wie Kaiser Karl V. oder Landgraf
Philipp von Hessen, Reformatoren wie Martin
Luther oder Gelehrte wie Erasmus von Rotterdam
– die meisten der ausgewählten Personen
durchliefen ihren Bildungsweg in der Zeit vor
der Reformation.
Dieser Zeit widmet sich der erste Bereich
der Ausstellung, in dem Schulutensilien und
Lehrbücher aus dem 14. und 15. Jahrhundert
präsentiert werden. Die damaligen Bildungsmöglichkeiten,
Bildungskonzepte und
Inhalte in Schulen, im Privatunterricht und
in den sich seit dem Mittelalter gründenden
Universitäten sind auch geprägt vom Neben-,
Mit- und Gegeneinander scholastischer Lehrmethoden
und der Ideen des Humanismus.
Reformation bildet
Den besonderen Stellenwert, den Martin
Luther
Bildung und Wissensvermittlung zumaß,
brachte der Reformator in seinen Schriften
„An den Adel“1 von 1520, „An die Ratsherrn“
2 von 1524 und „Predigt, dass man die
Kinder zu Schule halten soll“3 aus dem Jahr
1530 zum Ausdruck. Die Reformatoren wollten
das damalige, ihrer Meinung nach verkommene
Bildungswesen verbessern und für
die Verbreitung der Reformation nutzen. In
diesem Rahmen erhielt die Predigt eine besondere
Bedeutung in den protestantischen
Gottesdiensten.
Am Beispiel des Landgrafen Philipp von
Hessen lässt sich erkennen, was geschah, wenn
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