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sein mögen und in dieser Richtung den sich kreuzenden Giebelbrettern, zum Halt ihrer Strohdächer, in deren zweckmäßigen Verlängerung den waidmännischen Schmuck, wenn auch nur in roher Nachahmung, geben, und daß dieses zu einer allgemeineren Sitte ihres Dorfes wurde, ohne daß es erlaubt sein wird, an die ominöse Nebenbedeutung der Hirschgeweihe dabei zu denken. Wie schon erwähnt, finden sich diese Giebelverzierungen, über welche die jetzigen Einwohner keinen weiteren Aufschluß zu geben wissen, nur an den älteren und zwar mit Stroh gedeckten Häusern und scheinen leider mit den Strohdächern, den runden Fensterscheiben und den übrigen alten Bauernsitten nach und nach, wiewohl langsam, durch Neuerungen verdrängt zu werden. Mehrere dieser Holzgeweihe zeigen die Spuren einer früheren grellen, namentlich rothen, Malerei, einige sind verwittert, andere halb zerfallen oder abgestümpft.

Merkwürdig aber bleibt es immer, daß man diese Sitte in keinem anderen Dorfe der ganzen Umgegend, selbst nicht in den nächstgelegenen Dörfern findet.

Wie weit oder nahe Niederasphe in Hessen mit dem Tirolerdörfchen Egenthal verwandt oder verschwägert sein mag, ob namentlich legitim oder illegitim – man denke an die Geweihe! – ob endlich durch Ascendenz oder Descendenz, wage ich nicht zu entscheiden, da die verschiedenen Hypothesen des Herrn Dr. Peez ohnehin noch eines historischen Reihfadens bedürfen werden; wie oft aber selbst kleine Umstände einen großen Zusammenhang bekunden, habe ich unlängst in der Unterhaltung mit einem sehr hochgestellten Fürsten erfahren, welcher mir die Mittheilung machte, daß er an der Tafel von zwei jetzt ganz entferntstehenden Fürstenhöfen ein sehr eigenthümliches Tafelbrod hier wie dort angetroffen habe und daß nach angestellten Nachforschungen über den Ursprung dieses Brodes die Uebertragung desselben von dem einem Fürstenhause in das andere durch eine zwischen beiden Häusern geschlossene Vermählung in früheren Jahrhunderen veranlaßt, mithin von genealogischer Bedeutung sei. – Daß sich alle Gewohnheiten im Stande des hohen Adels und des guten alten Bauernschlags aus dem Grunde ihrer beiderseitigen größeren Abgeschlossenheit am längsten erhalten, und daß sogar in den Grundzügen der Gewohnheiten beider Stände eine unverkennbare Aehnlichkeit herrscht, ist bekannt genug und einzelne Uebereinstimmungen sind oftmals überraschend, wenn sie auch Jahrhunderte weit auseinanderlegen. So bemerkte ich vor

 

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