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[Bau]werke theils sogenannte Marschwehren, zur Deckung der Heerstraßen, theils kleinere Grenzbefestigungen (Kastelle, detachirte Forts) gewesen zu sein. Jenseits dieser Orte – im Vogelsberge – kommen keine Spuren mehr vor, welche auf einen Aufenthalt der Römer in dieser Gegend zu schließen berechtigten. Vielmehr ist anzunehmen, daß der ganze, von der Wetterau östlich gelegene Theil des Landes, den Römern nie unterworfen war; sehr wahrscheinlich dagegen, daß diese, wie solches anderwärts ebenfalls geschah, von der Wetterau aus in den Vogelsberg vorzudringen suchten. Bei diesen Versuchen mögen da, wo die gedachten Grabhügel aufgeworfen wurden, Kämpfe stattgefunden haben, in denen die Römer geschlagen und in ihre Verschanzungen in der Wetterau zurückgeworfen wurden oder, auch selbst wenn sie gesiegt hatten, von einer weiteren Verfolgung des Feindes abstanden und in ihre Standquartiere zurückkehrten. Möglich indessen auch, daß die Römer zuweilen durch die Gebirgsbewohner in ihren Lagern zu beunruhigen gesucht wurden, und daß es dabei hier und da zu einem Zusammenstoß kleinerer Heerhaufen kam. Hierfür möchte namentlich der Umstand sprechen, daß die Römer auf die Eroberung einer rauhen, unfruchtbaren, öden, schwach bevölkerten Gebirgsgegend an sich kein großes Gewicht legen konnten und deßhalb keine größeren militärischen Niederlassungen in der Nähe derselben gründeten. Diese Letzteren scheinen daher mehr defensiven, wie einen offensiven Zweck gehabt zu haben. Die strategischen Vorteile, die aus einer Unterwerfung des Vogelsberges für sie hätten erwachsen können, standen wenigstens mit den Opfern, welche eine solche gekostet haben würde, in keinem Verhältnisse, indem, wie eine nähere Beschreibung des Terrains zeigen wird, dasselbe zur Abwehr einer von Westen drohende Invasion von der Natur sehr begünstigt ist. Ob die Urbewohner des Vogelsbergs ein Vordringen der Römer in die dieser Richtung fürchtend, diese natürlichen Bollwerke künstlich verstärkt und erweitert haben, scheint aus Nachstehendem wahrscheinlich zu sein. Von Südwesten erhebt sich der Vogelsberg in zahlreichen, mehr oder weniger parallel laufenden Bergrücken ganz allmählich bis zu dem 1500–1800 Fuß hohen, von Süden nach Norden ziehenden Gebirgskamme zwischen Schotten, resp. Reinrod auf der einen, und Ulfe auf der andern Seite. Nordöstlich dehnt sich dieser Gebirgskamm in fast gleichem Niveau über die Feldkrücker Höhe bis in die Gegend von Lauterbach aus, hier und da von einzelnen höheren Basaltkegeln durchbrochen.
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