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so liegt auch die Vermuthung nahe, daß in der Nähe desselben Kämpfe zwischen den römischen Eroberern und den Urbewohnern des Vogelsbergs stattgefunden haben, und daß die Hügel durch das Beerdigen der in diesen Kämpfen Gefallenen ihre Entstehung erhielten. Sollte diese Annahme bestritten und angenommen werden wollen, daß die fraglichen Hügel in friedlichen Zeiten zur Bestattung hervorragender Personen gedient haben könnten, so wirft sich jedenfalls die Frage auf, weßhalb dieselben gerade da, wo Römerstätten waren, und an den römischen Gebietsgrenzen so häufig, sonst aber fast gar nicht gefunden werden? Ist es aber schwer, dieser Frage eine befriedigende Deutung zu geben, so darf man wohl auch annehmen, daß die Hügel von den Römern selbst, zur Bestattung ihrer im Kampfe gebliebenen Angehörigen, errichtet wurden. Wenigstens möchte dieses in Bezug auf die hier erwähnten so wie auf die meisten der in der Umgegend befindlichen Hünengräber anzunehmen sein. Auch die in denselben aufgefundenen Gegenstände so wie der Mangel anderer Attribute scheinen hierauf hinzuweisen.

Zuerst sind nämlich sowohl der Ring wie die Nadel, welche in dem einen der geöffneten Hügel sich befanden, höchst wahrscheinlich römisch. Zweitens enthielten beide Hügel keine Spur von thönernen Gefäßen (Urnen, Thränenkrügen etc.), was daher rühren mag, daß die Römer bei kleineren Streifzügen (Recognoscirungen) in die angrenzenden Gegenden solche Gefäße wohl nicht mit sich führten. Endlich enthielten sie keine Thier- oder Menschenknochen, die in altgermanischen Gräbern fast immer gefunden werden.

Sollten also, wie hierdurch wahrscheinlich, die fraglichen Hügel wirklich römische Grabstätten sein, so sind dieselben weniger durch die materielle Ausbeute, welche sie geliefert haben, wie dadurch historisch interessant, daß sie auf eine wenn auch kurze Anwesenheit der Römer in den westlichen Vorhöhen des Vogelsberges schließen lassen, wofür bis jetzt noch keine Thatsachen aufgefunden wurden. Die Römer müssen also ihre Gebietsgrenzen in der Wetterau entweder in offensiver oder in defensiver Absicht überschritten haben. Diese Hypothese kann selbst dadurch nichts von ihrer Consequenz verlieren, wenn man annimmt, daß die fraglichen Hügel germanischen Ursprungs seien, indem sie alsdann doch wohl zur Bestattung der in den Kämpfen mit den Römern gefallenen Germanen errichtet sein mögen.

Ich wende mich nunmehr zur näheren Beschreibung der

 

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