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[Gränz]beschreibung „bis gen Kemel an den Westengiebel“ und gleichlautend wird die Gränze der Grafschaft Königshundert „bis an den Westengiebel zu Niederselbach“ oder nach einer andern Fassung „zu Selbach bis an den Westengiebel“ geführt ( Wenck II S. 514 und 520). Die Gränze des Wildbanns zu Dreieich wird 1338 „bis zu Ryneheim (Reinheim) an den Westengöbbel“ geleitet (Grimm a. a. O. S. 498) und ähnlich beginnt die Gränze des Lorscher Wildbanns von 1423 „an den Westengebel zu Bessungen“ (das. S. 464 ).

Was unter Westengiebel zu verstehen ist, zeigt die 812 aufgestellte Gränzbeschreibung von Bleidenstadt im Rheingaue (Vogel, Beschreibung des Herzogthums Nassau S. 190). Darin heißt es: inde ad Ostringebale Kamele ecclesie, dem auch die mit jener jüngern übereinstimmende Gränzbeschreibung des Lorscher Wildbanns, welche das Privileg von 1012 gibt, (Schannat, Histor. Wormat. Prob. p. 34), vollkommen entspricht, wenn es darin heiß t: ad ecclesiam, quae ist in Bezcingen sita. Es wird demnach bald der westliche, bald der östliche Giebel einer Kirche als Gränze bestimmt.

Meine Frage ist nun: liegen die Kirchen der genannten Orte noch heute in der angegebenen Weise an dem äußersten Rande ihrer Marken? Schon der Zug der Gränze der Feldmarken der betreffenden Orte müßte darüber Aufschluß gewähren, und dies zu ermitteln kann nicht schwierig sein.

Landau.      

 

Das graue Haus zu Winkel.

Durch die vor Kurzem zu Winkel veranstaltete Jubelfeier zu Ehren des hl. Rhabanus Maurus ist die Aufmerksamkeit der Geschichtsfreunde wieder auf das „graue Haus“ daselbst gerichtet worden. Dieses Gebäude gilt in der öffentlichen Meinung als das Landhaus, in welchem der genannte Mainzer Erzbischof mehrere Jahre gewohnt, und vor tausend Jahren sein Leben beschlossen hat. In den von dem hist. Verein herausgegebenen Denkmälern aus Nassau. H. I S. 39 hat Herr Baurath Görz eine Abbildung dieses Hauses nebst einer Abhandlung geliefert, worin er die Behauptung aufstellt, daß dasselbe nicht vor dem 11. Jahrhundert gebaut sein könnte. Den Beweis gründet er hauptsächlich auf die Fasetten-Verzierung einer in der östlichen Giebelmauer befindlichen steinernen Fenstereinfassung. Dem Beobachter wird es jedoch auf den ersten Blick deutlich, daß diese Fenstereinfassung gleiches

 

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