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Alter hat mit dem Bewurfe, welcher die ganze Giebelmauer überzieht, und nirgends eine nachträgliche Ausbesserung oder Ergänzung zeigt. Dieser Bewurf, welcher sammt dem Fasettenfenster dem 11. Jahrhundert angehört, stammt aber nicht von der ersten Erbauung des Hauses, denn er bedeckt in dem oberen Stocke ein zugemauertes Doppelfenster, welches nur im Inneren des Hauses sichtbar ist. Dieses hat ganz dieselbe Form und ist eben so mit Kalk und Backsteinen überwölbt, wie das an der Südseite des Hauses durch den Abfall des Bewurfes sichtbar gewordene gekuppelte Fenster. Diese beiden Doppelfenster gehören demnach dem ursprünglichen Bau des Hauses an, und sind älter als das aus dem 11. Jahrhundert stammende Fasettenfenster, welches erst bei dem Umbau des Hauses, nämlich bei dem Auftragen des jetzigen Bewurfes und bei dem Zumauern der gekuppelten Fenster eingesetzt wurde. –

Da nun der hl. Rhabanus im 9. Jahrhundert zu Winkel wohnte und starb, so kann derselbe in diesem Hause gewohnt haben, und die Sage ist gerechtfertigt. Denn geschah die Einsetzung des Fensters mit der Fasetten-Verzierung erst an dem Hause, als ein gründlicher Umbau und das Ablegen des oberen Stockes nöthig geworden, so darf man wohl auf ein um 2 Jahrhunderte höheres Alter schließen, und die Sage hat keinen Widerspruch von der Wissenschaft zu fürchten.

Herr B. Görz sagt ferner zur Unterstützung seiner Hypothese: Zur Zeit des hl. Rhabanus habe es noch keine Hauskapellen gegeben. Dafür hat er wohl keinen anderen Beweis als Bodmann, welcher bei Erwähnung des grauen Hauses wörtlich eben so schreibt. Nun aber hat schon das Concilium zu Adge im Jahre 506 und das Concilium von Braga im Jahre 572 Verordnungen über die Hauskapellen erlassen. Also kann auch Rhaban eine Hauskapelle gehabt haben, was um so leichter zu glauben ist, als Rhaban erst in seinem 73. Lebensjahre Erzbischof von Mainz wurde, und in einem Alter von 76–80 Jahren ganz zu Winkel wohnte, wo die Pfarrkirche mehrere hundert Schritte, oder, wenn Hermann Bär Recht hat, eine Viertelstunde Weges von seinem Hause entfernt war. Die Einrichtung der Krypten auf dem Petersberge bei Fulda, sowie die kleinen Altarnischen und Krypten in der Michaels-Kapelle zu Fulda, welche Rhabanus gebaut hat, haben viele Aehnlichkeit mit der Hauskapelle zu Winkel.

Herr B. Görz giebt gerne zu, was Bodmann annehmen möchte, daß das graue Haus die Curtis des Klosters Bleidenstadt gewesen sein könne. Ist dies richtig, dann muß das

 

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