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Die Quelle selbst war zum Erstaunen der Bewohner Villmars und aller Sachverständigen sehr gut gefaßt, und zwar so, wie man heut zu Tage nur Mineralbrunnen bei uns zu fassen pflegt. Die Fassung bestand aus fünf starken steinernen Platten, jede circa 3 kantig, einer Bodenplatte und vier aufrechtstehenden, welche letzteren den Kasten bildeten; die Bodenplatte hatte in der Mitte eine oblong geformte Oeffnung, aus der die Quelle emporstieg.

Diese Fassung ist geblieben und heute noch zu sehen; es wurde eine Umfassungsmauer aufgeführt und oben ein Deckel darauf gemacht, die Quelle aber, welche in einer Minute circa 40 Maas Wasser giebt, nach Villmar geleitet, wohin sie unzweifelhaft auch schon von den Römern geleitet worden war.

Die Burg mit ihren alten, unter den später aufgeführten, liegenden und zum Theil in ganz anderer Richtung laufenden Mauerresten, die römische Münze, die römischen Thonröhren, das Hufeisen und die Quellenfassung dürften, meiner Meinung nach, vollständig den Beweis führen, daß sich hier eine römische Niederlassung befunden habe.

Villmar liegt fünf Stunden außerhalb des Pfahlgrabens, in nördlicher Richtung von diesem letztern, dicht an dem Ufer der Lahn, die an dieser Stelle aus dem von Weilburg herabziehenden Defilee hervortritt, um den sich von hier an immer mehr erweiternden Thalkessel von Limburg zu durchströmen.

Eine Stunde von Villmar, landeinwärts, eine Viertelstunde von Weyer, befindet sich in dem der Gemeinde Oberbrechen gehörigen Walde ein römisches Lager, dasselbe hat die Form eines Oblongums, der Wall ist noch recht gut sichtbar und wenig verletzt. In der Nähe dieses Lagers liegt eine Anzahl römischer Grabhügel, von denen mehrere noch nicht geöffnet sind.

Aus einem dieser Grabhügel, welche geöffnet wurden, habe ich dem nun verstorbenen Professor Sandberger in Weilburg zwei Urnen von grauem Thon gegeben, die sich gegenwärtig wohl im hiesigen Museum befinden dürften. Ein Aschenkrug von terra sigillata kam in die Hände des Rechnungskammerraths Heuser dahier. Apotheker Amann in Limburg hat aus einem dieser Hügel, welchen er durchgraben ließ, einen sehr großen Aschenkrug von grauem Thon, einen Armring von Bronze und eine Schwertklinge erhalten; ob er dieselbe noch besitzt, ist mir nicht bekannt.

Wiesbaden, im Mai 1856.

Weychardt, Buchhalter.

 

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