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Unedirte Alterthümer aus Mainz und dessen Umgegend.I.Im Anschlusse an die in No. 5 der „Periodischen Blätter“ vom Jahre 1855 zusammengestellten Notizen über Mainzer Alterthümer erlauben wir uns auf einige weitere, zum Theil neuere, Funde aufmerksam zu machen, welche theilweise nicht uninteressante Vergleichungen mit ähnlichen anderwärts gefundenen Darstellungen aus dem Alterthume in einer Weise gestatten, daß man das Wort des ersten Epigraphikers unserer Tage, des Grafen Borghesi: „die Epigraphik sei eine Wissenschaft der Vergleichung“ mehr oder weniger auch auf das analoge Studium der inschriftlosen Reste aus dem Alterthume anzuwenden sich veranlaßt fühlt, welche in so vielen Fällen in ihrer vereinzelten Erscheinung als ein scheinbar unlösbares Räthsel vor unser Auge treten, durch die Vergleichung aber mit wiederholten, ähnlichen Funden, durch Art und Umstände der Auffindung, durch die Zusammenstellung der dieselbe begleitenden, anderweitigen Fundstücke allmählig ein Verständniß erschließen, welches fast in den meisten Fällen die erste und anfängliche Vermuthung über die Bedeutung eines Fundes als falsch und oft weit vom richtigen Ziele abliegend erweiset. Wir erinnern beispielsweise an die zahlreichen, fort und fort noch an’s Licht tretenden, plastischen Darstellungen aus dem Kreise des keltisch-römischen Matronen-Kultus, dessen Ausbreitung, Wesen und Bedeutung nach inschriftlichen und plastischen Denkmälern nachzuweisen nur erst die vollständigere Zusammenstellung der letztern in der neusten Zeit einerseits ebenso ermöglichte, wie andererseits die Sammlung der bezüglichen im Munde des Volkes lebenden Sagen diesen Nachweis abschloß und bestätigte. Welchen wunderlichen und auseinanderliegenden Deutungen unterlagen nicht bisher die mit mannichfachen Attributen ausgestatteten Thon- und Metalldarstellungen der Matres oder Matronae? Außer Lucina, Isis, Fortuna, Minerva, Proserpina – Venus, Epona, Ceres — Proserpina; Demeter – Hercyna und Nehalennia wollte man sogar eine Acca Laurentia und andere Götterwesen darin erblicken, während der Fortschritt der Forschung im Großen und Ganzen jetzt über deren Deutung nicht allein in’s Klare, sondern auch bereits zu weiteren Feststellungen gekommen ist, welche diesen mythologischen Kreis mehr und mehr umgrenzen und bestimmen. Nicht dieselbe Bestimmtheit der Deutung ist bis jetzt bei andern offenbar mythologischen Wesen zu erzielen gewesen, welche sich am Unter- und Mittelrhein, sowie in 2 * |
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