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ihrem höchsten Gotte näher stehende und mehr verwandte Gottheit der Römer zu erkennen vermochten, als gerade Mercurius. Wir würden ein im sogenannten Kästriche in Mainz gefundenes, in gleichem Besitze, wie die vorerwähnte Statuette, befindliches Thonfragment nicht auf diesen Gott beziehen, wenn nicht eine ausdrückliche Andeutung dazu gegeben schiene. Das besagte 3‘‘ hohe Thonfragment ist der auf einer dünnen Grundfläche, in einem leicht und flach gekrümmten nischenartigen Hintergrunde sichtbare Unterkörper eines aufrecht stehenden Mannes, von dessen Unterleib an die beiden wohlgeformten Beine darum entblößt gesehen werden, weil die beiden noch sichtbaren Hände, deren Finger durch scharfe Einschnitte angedeutet sind, das Gewand zusammenfassend über dem priapeisch gestalteten, aber verstümmelten Phallus emporheben. Unter der rechten Hand liest man dicht am Rande der nischenartigen Hinterwand LVRIVS oder ebenso leicht CVRIVS, welche Züge offenbar mit andern, deutlich erkennbaren, geraden, ganz gleichen Strichen zusammenhängen, welche etwas weiter vor CVRIVS stehen und sich wohl als Striche eines M deuten lassen, welches aber in seinen obern Theilen grade so von dem Rande der Nische absorbirt ist, wie die dazwischen liegenden Buchstaben ER durch die Unebenheiten der Thonfläche nicht zum Ausdrucke kamen. Freilich tritt sogleich dieser Darstellung des MERCVRIVS die Erwägung entgegen, daß derselbe wohl nirgends die auch ihm ursprünglich eigene priapeische Natur und dazu in so eigenthümlicher Weise in späterer Zeit an sich ausgeprägt trage, wenn auch nicht gezweifelt werden kann, daß der so oft auf Mercuriusdenkmälern als Begleiter des Gottes erscheinende Bock sowohl, als auch die Mythe, welche den Hermes zum Vater des Priap und des Hermaphrodit macht, ebenso bestimmt auf jene seine priapeische Seite hinweiset, als die Ausstattung der ältern Hermenbilder mit dem priapeischen Phallus.

 

III.

Fast nicht minder räthselhaft in ihrer Art als diese offenbar priapeische Darstellung erscheint ein, soviel uns bekannt ist, in Weisenau bei Mainz gefundenes Thonfragment, welches den untern Theil eines Pferdchens darstellt, dessen oberer Theil nebst dem daraufsitzenden Reiter abgeschlagen ist. Auf einer dünnen, in der Mitte mit einem runden Loche versehenen, Grundfläche von mehr als 1‘‘ Breite und etwas mehr als 2‘‘ Länge steht grade aufrecht der untere Theil eines Pferdchens, dessen Vorderbein sowohl als die nur wenig der natürlichen Stellung nachgebildeten Hinterbeine eine Fläche bilden und nicht getrennt sind, während der Schweif

 

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