|
.. |
297
lange hin gedeckt fühlte. Mit Recht sagt daher Th. Mommsen (Berichte der K. Sächsischen Gesellschaft der Wiss. zu Leipzig, 1853. III, IV. S. 194 ): „Ebenso irrt man, wenn man in der Persönlichkeit des Herausgebers Garantien für die Aechtheit zu finden meint; die pratillische Frechheit, sich auch literarischen Ruhm auf diesem Wege zu erschwindeln, ist selten und in neun Fällen unter zehn sind die Herausgeber selber die zuerst Betrogenen. Eine scharfe Polizei thut gegen Jeden, der nicht vom Fach ist, zu allen Zeiten und an allen Orten Noth, und kein Epigraphiker darf die goldene Regel je vergessen, daß Vertrauen gut ist, aber Mißtrauen besser.“ Die Erfahrung hat bis jetzt gezeigt, und es ist eine natürliche Erscheinung, daß überall, wo gelehrte Forscher mit dankenswerthem Fleiße gesammelt haben, sie besonders dann das Opfer gewinnsüchtiger Speculation wurden, wenn sie mehr oder weniger vereinzelt und ohne weitere Mitforscher ihren Liebhabereien in einer Weise nachgaben, daß der Enthusiasmus ihrer Phantasie den nöthigen Fortschritt und die Erweiterung ihrer Erfahrungen und die erforderliche Kritik verhinderte und überwog. Hr. v. Jaumann, der allein lange Zeit mit unbestreitbarem Verdienste sammelte und der Mittelpunkt der archäologischen Forschung seiner Heimath war. mußte ebenso das Opfer der auch auf dieses Gebiet übertragenen Fälschung und Speculation werden, wie dieses unter andern auch zwei andern Sammlern von Verdienst und Namen ergangen ist, welche Anlaß zu einer theilweise weit über ihren Kreis hinausgehenden industriösen Antiquitätenfälschung gegeben haben, deren allseitige Kundmachung und Aufdeckung nicht genug gewünscht werden kann, um Th. Mommsen’s oben angeführte goldene Regel allen Forschern, Sammlern und Vereinen zur Richtschnur um so mehr einzuschärfen, als das eigenthümliche Schicksal der bekannten Baseler, von ihm selbst veröffentlichten, der IVNONE SEISPITEI geweihten Tafel und die jetzt von dem Franzosen Ed. Laboulaye in ihrer Aechtheit angezweifelten merkwürdigen, vor einiger Zeit aufgefundenen, Bronzetafeln von Malaca und Salpensa in Spanien genugsam bekunden dürften, daß auch der scharfsichtigste Forscher und Kenner nie zuviel Mißtrauen haben kann. Vgl. Inscriptiones Helveticae ed. Th. Mommsen p. 116. Abbhandlungen der K. sächs. Gesellschaft der Wiss. 1855. III. Bd. S. 242 ff. Kath. Literaturzeitung 1856. n. 27. S. 214 f. Es war im Jahre 1854 als die Kunde von der Auffindung eines merovingischen Kirchhofs in Frankreich durch den bekannten Archäologen Ch. Lenormant in einem mehr als fünf Spalten langen Artikel des Moniteur universel vom. November zu uns drang, welcher die Ueberschrift trug: „Découverte d’un cimetière
|
.. |