..

300

 

Taurinus vorkommenden vicus Gisacus ganz wo anders hin verlegten, wie schon oben bemerkt wurde, fanden sich hier nun nicht allein Inschriften, welche den Ort deutlich nannten, sondern auch fragmentirte, leicht zu ergänzende Distichen, welche sich auf die Geiselung des Märtyrers bezogen. Dazu kommt, daß auf einmal jene vita Taurini, welche jedenfalls so stark interpolirt ist, daß man ihr alle Glaubwürdigkeit abzusprechen geneigt war, durch jene angeblichen Inschriften allseitig bestätigt wurde. Ganz einzelstehende Notizen fanden auch einmal eine eben so einzelstehende Beurkundung: die in der vita Taurini erwähnte Mutter des Heiligen, die Griechin Eutycia, fand sich genau in dieser Form in der einzigen christlich-griechischen Inschrift wieder, welche sich unter den vielen lateinischen dem erstaunten Forscher darbot. Eine Grabschrift mit SVR...FAM...DE..welche sich unschwer in Suro, famulus dei ergänzen ließ, bestätigte auf einmal einen heiligen Suro oder Suron, von welchem die Hagiographen zwar durchaus nichts wissen, von dem aber in der Kapelle Saint-Éloi selbst ein Steinbild mit diesem Namen sich findet. Endlich mußte auch eine angeblich aufgefundene Säule, auf welcher sich das dreifach eingemeißelte Monogramm der h. Maria fand, jener Stelle der verdächtigen vita eine urkundliche Grundlage geben, in welcher berichtet wird, daß der Heilige an der Stelle des von ihm zerstörten heidnischen Tempels eine der Mutter Gottes geweihete Kirche erbaut hat. Wahrlich! bei so offen vorliegenden, handgreiflichen bis zur unverschämten Absichtlichkeit gehenden Uebereinstimmungen hätte Herr Lenormant und sein 17jähriger mitentdeckender Sohn nicht so viel Eifer in der Vertheidigung einer so schlecht begründeten Sache verschwenden sollen. Grade wie in Rottenburg, so wurden auch hier alle kaum geäußerten Vermuthungen oder in der Luft schwebenden Hypothesen auf das erwünschteste durch angebliche urkundliche Funde bestätigt: den kundigen, mit dem localen Detaile bekannten Forscher hätte diese auffallende und selbst in singulären Einzelheiten festgehaltene Uebereinstimmung wohl kaum täuschen dürfen: weniger konnte dieses von den der Sache und dem Locale fernerstehenden erwartet werden.– Somit fällt also nun diese angebliche, großartige Entdeckung in Nichts zusammen, und ist zu weiter nichts gut, als die Beweise für die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit anderwärts geübter Fälschungen zu verstärken und glaubhafter zu machen, an denen es auch in dem großartigsten Maßstabe bei uns nicht gefehlt hat und fehlt. Denn schon längst gefühlt und von Einzelnen ausgesprochen, scheint es endlich an der Zeit, auch über die in unverschämter Menge auftretenden Fabrikate aus Rheinzabern den Verdammungsspruch

 

..