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übersehen zu haben scheint, schon längst auch die unzweideutig ausgesprochene Ueberzeugung Th. Mommsen’s von den in Rheinzabern verübten Fälschungen gekommen, indem derselbe bei Gelegenheit der Enthüllung der Rottenburger Fabrikate a. a. O. S. 194 eine angebliche bei Pruntrut in der Schweiz gefundene Inschrift, welche den Labienus, den Legaten Cäsars, erwähnt, beibringt, „nicht, (wie er sagt) um gegen solche Windmühlen zu fechten, „sondern um zu zeigen, daß es auch im neunzehnten wie in den „früheren Jahrhunderten an Fälschungen gar nicht fehlt — giebt es „doch schon falsche Inschriften von Algier! — und daß man sehr „irrt, wenn man dieselben nur in der Ferne sucht. Die „Antiquitätenfabrik in Rheinzabern ist den „Einsichtigen wohl bekannt.“ Wie v. Jaumann in Rottenburg, Lenormant im Arrondissement von Bernay, so war in Rheinbaiern der Begründer und langjährige Mittelpunkt der archäologischen Bestrebungen, der thätige und geistvolle Regierungspräsident Freiherr von Stichaner, welcher nicht allein die gleichstrebenden Kräfte um sich vereinigte, sondern auch durch seine Stellung selbst die letzten Verwaltungsorgane in das Interesse des von ihm mit so vieler Liebe gepflegten Studienkreises in einer Weise hineinzuziehen vermochte, daß die Gründung des Speierer Museums für alle Zeit ein unsterbliches Denkmal seiner verdienstvollen Thätigkeit auch auf diesem Gebiete des rheinbaierischen provinziellen Lebens bleiben wird. Freiherr v. Stichaner starb, wenn wir nicht irren, vor einiger Zeit zu München als hochbetagter Greis. Sogleich vom Antritte seines Amtes an begann er vom Jahre 1818 bis 1830 die in seinem Verwaltungsbezirke zu Tage tretenden Alterthümer in dem amtlichen Intelligenzblatte des Rheinkreises mit möglichster Genauigkeit zu veröffentlichen, kurz zu beschreiben und öfters durch beigegebene Pläne und Abbildungen zu veranschaulichen. Es bilden diese Intelligenzblätter, deren vollständige Sammlung uns aus dem Besitze unseres hochverehrten Freundes, des Herrn Dr. Römer-Büchner, vorliegt, eine für die Geschichte der rheinbaierischen Alterthümer und deren successive Auffindung unschätzbare Quelle, die wohl auch am besten über die allmählig auftauchenden Fälschungen Aufklärung zu geben geeignet ist. Denn daß auch hier im Laufe der Zeit die Speculation und der Betrug sich einstellen mußten, lag um so näher, als die nicht unergiebige Fundgrube Rheinzaberns so leicht zum Deckmantel dienen konnte: ein so thätiger und begeisterter Sammler, der Alle in das Interesse seiner Lieblingsstudien zog, mußte auch die Fälschungen veranlassen, welche dann seine Zeit lebenskräftig bis jetzt überdauerte. — Von Rheinzaberner Funden
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