|
.. |
307
[insbeson]dere den in die Seite gestemmten rechten Arm dieser angeblichen Minerva auch nur einen Blick wirft, dem wird sein an antike edle Formen gewöhntes Auge vielmehr eine maskirte, derbe Küchenmagd, nicht aber eine Pallas Athene entdecken lassen. Wo schon der erste Anblick so unwiderleglich spricht, bedurfte es kaum der S. 59 von dem gelehrten Beschreiber selbst hervorgehobenen Kennzeichen der Unächtheit: „daß es aus einer wenig edeln Metallmasse gegossen, von einem dunkeln in’s Röthliche schimmernden Roste überzogen sei, auf welchem in den Ecken und Vertiefungen ein bald hellerer, bald dunklerer grüner Ueberzug liege, der zwar weder Geruch noch Geschmack habe, sich aber leicht mit dem Messer abschaben, stellenweise sogar mit trockner Hand abwischen lasse. Wie bedenklich dieses sei, möge man aus Emele's Beschreibung rheinhess. Alterthümer S. 7 n. 7 u. 9. ersehen.“ Immer mehr scheinen in dem Beschreiber die Zweifel gestiegen zu sein, denn am Schlusse seiner langen Auseinandersetzung salvirt er sich S. 60 mit den Worten: „Dies eine möglichst genaue Beschreibung des Statuettchens; ob es für ächt zu halten sei, muß ich bei der geringen Ausdehnung meiner Anschauungen in diesem Gebiete competenteren Richtern zur Entscheidung überlassen.“ Das Vorzüglichste aber an dieser Minerva, und dies setzt dem ganzen Werke die Krone auf, ist ihr Helm. Dem gelehrten Beschreiber konnte es nämlich unmöglich entgehen, daß wie er S. 60 sagt, „auf der Helmhaube ein Wulst liege, der jetzt, wo sein hinterer Theil etwa in der Mitte des Hinterhauptes abgebrochen ist, unwiderstehlich an die Raupen der Helme unserer leichten Reiterei zu denken zwingt;“ wir können diese unwiderstehliche Aehnlichkeit und Identität nur aus vollem Herzen und bester täglicher Anschauung dahier in Frankfurt bestätigen. Also eine Pallas Athene mit einem leibhaftigen K. Baierischen Helme ! ! O wunderbare Fügung des Schicksals! Was könnte die innigen Beziehungen zwischen Baiern und Griechenland durch eine unzweideutigere Symbolik unverkennbarer bezeichnen, als daß die Schutzgöttin der einstens griechisch-baierschen Residenz sich auch schon in alter Zeit in vorausdeutender Herzensneigung mit der K. baierschen Kriegs-Hauptzier schmückte ?! Vielleicht finden sich später, wie bei den Sivanus-Tafeln, Lararien, Reitergestalten u. s. w. der Fall war, noch mehrere gleiche Minervenbilder, damit die Sammlungen in Straßburg, Paris, Luxemburg, Berlin u. a. Orten auch durch dieses in seiner Art einzige „Denkmal“ aus der „unerschöpflichen Fundgrube römischer Alterthümer“ nichts an der Vollständigkeit ihrer Rheinzaberner „Denkmäler“ vermissen. Frankfurt a. M. Prof. Dr. Becker.
|
.. |