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Güter weggenommen und sie einer andern Kapelle zugewendet habe, eben so wenig aber von einer doppelten Schenkung der Rudlind etwas verlautet, so dürfte nicht daran zu zweifeln sein, daß die Salvator-Kapelle ganz an die Stelle der Marien-Kapelle getreten und letztere eingegangen sei. Ja, die Worte Ludwigs II., da er 874 die von der Frau Ruotlint ad S. Mariam ad nostram capellam gemachte Schenkung beurkundet, in Verbindung mit den oben angeführten Worten der Urkunden von 880 und 882 „ad ipsam capellam“, lassen selbst, wie uns scheint, die Deutung zu, daß diese königliche Kapelle nie eine Marien-Kapelle, vielmehr von Anfang an zu Ehren des Salvators erbaut war und darin etwa nur ein Marienaltar gewesen sein mag. Böhmer C. D. sagt daher in der Ueberschrift der Urkunde von 874 auch nur „der h. Maria in der königl. Capelle“, und daß erst K. Ludwig II. die Salvators-Kapelle habe erbauen lassen, ist wenigstens in den Urkunden von 880 und 882 nicht ausdrücklich angegeben.

Wie indessen dem auch sei, von einer Marien-Kapelle als einem besondern Gebäude ist weiter keine Rede. Die Salvators-Kapelle aber, die an der westlichen Seite der jetzigen Domkirche szand, wurde um 1236 ganz neu gebaut, und wurde 1239 auf den Tag des h. Bartholomäus zu Ehren des Erlösers und des h. Bartholomäus eingeweiht. Herr Dr. Römer macht hierbei darauf aufmerksam, daß schon 1215 die Kirche den h. Bartholomäus in ihrem Siegel geführt habe, daher ihre Namensänderung schon vor jener Einweihung stattgehabt haben müsse, daß diese damals neuerbaute Kirche noch jetzt in dem westlichen Langhaus des Doms vorhanden sei und sich eine Abbildung derselben mit ihren vier Thürmen noch als Holzschnitzwerk auf den Chorstühlen des hohen Chors erhalten habe. Er geht sodann auf die Vergrößerung der Kirche über, welche gleich 1315 nach der Wahl König Ludwigs begonnen habe, und sucht die, wohl nicht unrichtige Vermuthung zu begründen, daß die Kosten des Baues (wenigstens hauptsächlich) aus Reichsgeldern bestritten worden seien, indem der Raum der Kirche für die Feierlichkeiten der Kaiserwahl- und Krönung nicht genügt habe.

Am Schlusse der Schrift bespricht der Verfasser die Restauration der Kirche von 1855|56, zu der S. M. der Kaiser Franz Joseph von Oesterreich durch ein bedeutendes Geschenk beitrug; und derselbe erhabene Beschützer der Wissenschaften hat nicht nur die Widmung der Schrift anzunehmen geruhet, sondern auch dem Verfasser durch die Verleihung eines Rings mit der kaiserlichen Namens-Chiffre eine wohlverdiente Anerkennung zu Theil werden lassen.

Dr. Euler.         

 

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