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jedenfalls auf ein, wenn auch nur negatives Resultat rechnen, durch das dann jener Punkt ein für allemal für die Nachforschung abgethan und erledigt werden mochte. Architekt Kihm, der die Ausgrabungen geleitet hat, wird die geometrische Aufnahme und Zeichnung des Lagers, will’s Gott, in unsern Annalen veröffentlichen. Einstweilen dürfte das Hauptergebniß schon hier mit ein paar Worten mitzutheilen sein.

Das Castrum bei Neuhof oder Orlen, ein Rechteck, ist kleiner, als das, welches von dem Verein auf dem s. g. Heidenberge über unsrer Stadt ausgegraben wurde, indem es in der Länge nur 496 und in der Breite 370 mißt. Ziemlich genau nach den Weltgegenden orientirt, kehrte es seine kürzeren Seiten nach Osten und Westen zu. An den Ecken war es abgerundet. Vor seiner südlichen Langseite wurde die von dem Lager aus über die Platte nach Wiesbaden führende Straße aufgefunden, von derselben Breite und Beschaffenheit wie jene, die von dem Wiesbadener Castell nach Mainz zog. An dieser Straße entdeckte man Spuren von Gebäulichkeiten und Gräbern. Im Innern des Castrums wurden nur einige ungemeine schwache Andeutungen von Mauerwerk aber so wenig zusammenhängend aufgefunden, daß kein genügendes Bild der ursprünglichen Anlage aus denselben herzustellen war. Unter den Fundstücken führen wir Waffen, Werkzeuge, Nägel, eiserne Haken und Klammern, – einige Fibeln und Ringe, Knöpfe und Lederwerk, 2 Schalen von terra sigillata an, doch müssen wir bei einem ungewöhnlichen Funde besonders verweilen. Wie unser Museum das erste war, welches ein Cohortenzeichen den bekannten Capricorn, der einst unterhalb der Platte an einer Stelle gefunden wurde, wo Habel mit Recht die nach dem Castrum von Orlen führende Straße vermuthet, so ist dasselbe nun auch zuerst in den Besitz eines Vexillum´s oder doch des eisernen Gestells gelangt, an welchem die aus Seide oder anderm Stoffe bestehende Fahne befestigt war. Das Vexillum, ein militärisches Zeichen überhaupt von jeder beliebigen Heeresabtheilung, die nicht als Legion oder Cohorte auftrat, und ebenso als Fähnlein bei Absteckung der Lager und zu Signalen vom Prätorium aus benutzt, darf doch vorzugsweise als Standarte der Reiterei aufgefaßt werden, in welcher Eigenschaft das Fundstück für unser Museum einen besondern Werth besitzt. Es wurde außerhalb des Lagers an dem nach Wiesbaden führenden Wege gefunden.

Bei Gelegenheit der mehr erwähnten Ausgrabung ist auch der nördlich von dem Castrum in ganz geringer Entfernung

 

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