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Uebrigens wiederholen wir unsern Wunsch, daß Alles aus der Volksüberlieferung Mitgetheilte – (und darauf sehen wir zunächst allein) – bis in’s Kleinste unverändert und getreu, ohne Verschönerung, sowie mit Angabe des Erzählers und dessen, der die Sache gesehen oder erlebt hat, uns zukommen möge. Die besten Quellen hiefür bleiben immer alte Frauen der unteren Stände und die Jugend.

Wiesbaden, im März 1859.                                  Der Vorstand.

 

Das Steingrab bei Nieder-Tiefenbach.

Auf der baumlosen Höhe zwischen Niedertiefenbach (Amts Hadamar) und Steeten (an der Lahn ), am Hengstein genannt, lag bis in neuere Zeiten, hart am Fußweg, ein mächtiger Fels, von Schalstein, den man für einen anstehenden Felsblock hielt und, da er über den Weg ein wenig vorstand, bei Regenwetter oft als Zufluchtsstätte aufsuchte. Diese Felspartie bildete das Ende eines Domanial-Ackers, der durch neue Verpachtung im Jahr 1847 in andere Hände überging. Der neue Pächter beschloß, den Fels zu sprengen, um den Acker weiter anroden zu können. Als aber der oben aufliegende Block durch den Schuß in zwei Stücke auseinander geborsten war, ergab sich Folgendes: Dieser bis dahin für einen Felsblock gehaltene Stein war in der That nur der Deckelstein einer vierseitigen Gruft. Jede der vier Wände dieser Gruft bestand aus einem 1´ dicken, 5 - 6´ hohen Stein (blauer Schalstein, wie er näher nicht als bei Vilmar d.h.etwa 2 Stunden von der Fundstelle, gebrochen wird ). Jede Seitenwand hatte etwa 24´ im Lichten, war nach Innen glatt behauen, nach Außen rau gelassen; von der Seite her waren kleinere Felsblöcke dawider gewälzt. Die Sohle der Gruft war der gewachsene Grund; ein einziger, an seiner schwächsten Stelle 2´ starker Deckelstein bildete den oberen Verschluß. Die untere Fläche dieses Deckels war nur oberflächlich behauen, die nach oben gerichtete Seite im rauhen Naturzustande belassen worden.

Dieser kolossale Deckelstein griff allseitig über die Seitenwände hinüber; letztere, die Wandsteine, waren etwa dem Ackerboden gleich in die Erde eingelassen, der Deckelstein aber ragte wie ein natürlicher Fels über den Boden hervor. – Dieses ganze unterirdische Gemach war nun mit menschlichen Gebeinen, größeren und kleineren Schädeln u.s.w. bis zur Decke voll gefüllt. Diese Knochen befanden sich übrigens in keiner ir-[gend]

 

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