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über diese Frage bisher als ausgemacht angenommen ward, - wonach nämlich die Führung einer römischen Militärstraße von Bingen nach Coblenz am linken Stromufer als ganz unmöglich zu betrachten sei – im Widerspruch steht und neue Einwendungen vielleicht nicht ausbleiben werden, so gereicht es dem Unterzeichneten zur Befriedigung, eine militärwissenschaftliche Autorität für sich anrufen zu können. Der gütigen Mittheilung des Königl. Preuß. Majors, Herrn E. Schmidt in Kreuznach, verdanken wir nämlich einen Auszug aus dem literarischen Nachlaß seines Bruders, des als Obristlieutenant im Generalstaab zu Berlin 1846 verstorben und auch um unsere antiquarische Topographie von Nassau viel verdienten Herrn F. W. Schmidt, der in einem dem Königl. Generalcommando im Jahr 1830 erstatteten amtlichen Bericht über Straßenanlagen in der Rheinprovinz sich wörtlich folgendermaßen ausspricht.

Was die Römerstraße von Bingen bis Coblenz betrifft, so verdient dieser Gegenstand hier eine nähere Auseinandersetzung.

Obgleich in dem Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel Vosavia (Ober-Wesel) und Baudobrica (Boppard) als Etappenorte auf dieser Straße genannt werden, und andere römische Nachrichten von Truppenmärschen sprechen, welche in dieser Gegend längs dem Rheine stattgefunden haben (z.B. (Tacit. hist. L. IV. c. 24 ); so hat man doch bis jetzt allgemein in Abrede gestellt, daß sich eine römische Militärstraße von Bingen bis Coblenz längs dem Rheine befunden habe, und hat diese Behauptung daraus zu beweisen gesucht, daß man theils bei Erbauung der gegenwärtigen Rheinstraße in dieser Gegend nicht auf die Ueberreste einer römischen gestoßen, theils bei Anlegung der neuen Chaussee gezwungen gewesen sei, an mehreren Stellen die Felsmasse zu sprengen, welche das Strombett des Rheins auf der linken Seite einengen, um die Anlage einer Straße möglich zu machen. Diese Gründe sind jedoch nur scheinbar. Denn

1) hat sich das Strombett des Rheins an vielen Stellen seit der römischen Periode so bedeutend erhöht, daß die Ueberreste von römischen Straßen, Gebäuden etc. gegenwärtig bis an 16 Fuß unter der Bodenfläche und 6 bis 9 Fuß unter dem jetzigen Niveau des Flusses gefunden werden (wie bei Neuwied, Andernach etc. ). Durch diese Erhöhung ist die Römerstraße gleichfalls durch den Fluß entweder gänzlich zerstört, oder mehrere Fuß mit Erde, Kies etc. überdeckt worden.

 

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