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2) Ist der Rhein gerade an den Stellen, wo man bei Anlage der neuen Straße die bis in den Fluß gehenden Felsmassen sprengen mußte (wie Caub gegenüber, zwischen Ober – Wesel und St. Goar, ferner oberhalb Hirzenach etc.) erst in neuerer Zeit von dem rechten Ufer zurückgewichen und hat sich gegen das linke gewendet: eine Erscheinung, die sich noch jetzt fortsetzt und den Bewohnern des Rheinthales in dieser Gegend sehr bekannt ist.

3) War eine Römerstraße bei der geringen Breite, welche dieselben hatten, viel leichter zwischen dem Flusse und den Felswänden, welche denselben auf der linken Seite einengen, zu führen, als eine neuere; und

4) endlich beweiset Folgendes, daß sich noch wirklich Ueberreste einer römischen Militärstraße in dieser Gegend vorfinden. Als im Sommer von 1829 unterhalb Oberwesel bei dem Ausbau der neuen Straße ein Durchlaß angelegt wurde, stieß man in der Tiefe von 6 bis 7 Fuß unter der jetzigen Bodenfläche auf die Ueberreste einer alten Straße, welche der Verfasser ihrer Bauart und ihren Dimensionen nach sogleich für die römische erkannte. Man würde an andern Stellen ähnliche Entdeckungen gemacht haben, wenn man theils darauf geachtet, theils in hiesigen Gegenden nicht die allgemein verbreitete irrige Vorstellung hätte, nach welcher man sich unter Römerstraßen breite und mit großen Steinplatten gepflasterte Straßen denkt.

Ist es wohl denkbar, daß die Römer, – die mit so großer Sorgfalt darauf bedacht waren, gebaute Straßen für ihre Militär-Operationen in der ganzen Ausdehnung ihres weiten Reiches anzulegen, und in dieser Hinsicht jedes Terrainhinderniß zu überwinden wußten, – längs dem Rheine, der mehrere Jahrhunderte hindurch, mit der großen Anzahl der an ihm erbauten Festungen und Kastelle, die befestigte Grenzlinie gegen die Einfälle der Germanen bildete, keine Militärstraße zwischen Bingen und Coblenz – und folglich keine directe Verbindung zwischen dem Ober- und Nieder-Rhein – gehabt haben sollen? Da sich keine Ueberreste einer solchen Straße vorfinden, welche in näherer oder weiterer Entfernung mit dem Rheine parallel von Bingen nach Coblenz geführt haben könnte,*)

           *) Um zur vollen Gewißheit zu gelangen, ob eine römische Straße parallel mit dem Rheine von Bingen nach Coblenz über den Hunsrücken existirt habe, hat Herr H. W.Schmidt diese Gegend genau untersucht und nirgends eine solche gefunden. Er richtete sein Augenmerk besonders

 

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