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so kann die in dem Itinerar und auf der Peutingerschen Tafel angegebene nur in dem Rheinthale selbst gegangen sein.

Wiesbaden, den 4. November 1859.               Dr. Rossel.

 

Kretische Bogenschützen am Rhein.

Die Arbeiten an der Rhein–Nahe–Bahn haben unlängst am Fuße des Rupertsberges, Bingen gegenüber, zu einer interessanten antiquarischen Entdeckung geführt. Am 19. und 20. October wurden nämlich, der neuen Eisenbahn–Brücke über die Nahe gegenüber und etwa 300 Schritte davon entfernt beim Abböschen des östlichen, ziemlich steil abfallenden Abhanges des Rupertsberges drei große römische Grabsteine von Sandstein gefunden. Die beiden ersten standen noch senkrecht in ihrer ursprünglichen Stellung, die Schriftseite dem Rheine zugekehrt, der dritte stand schräg im Grunde; aber alle drei, obgleich der dritte vom zweiten 20 Schritte nördlich abstand, waren in ganz gleicher Höhe fundamentirt und standen offenbar in einer mit dem Rhein etwa parallel laufenden geraden Linie, von der Westfronte des neuen Postgebäudes 74´ Schritte entfernt. Eine alte Uferböschungsmauer zog über den Steinen hin, bei deren Anlegung war der Obertheil aller drei Steine abgeschlagen worden, sodaß alle ihre Reliefs ohne Köpfe, im Uebrigen aber ziemlich gut erhalten sind. Zu den Seiten der Steine standen tiefer im Grund Aschenurnen und andere größere und kleinere Gefäße in Menge, von denen aber die meisten und darunter manche von bläulichem Thon, und sehr geschmackvollen Formen, durch Unachtsamkeit der Arbeiter oder sonst zerstört wurden. Bis jetzt wurde erst eine Münze dabei gefunden und von dem Unterzeichneten für das Museum erworben, ein schön conservirter Crispus in Kl. Erz, Av: das Brustbild, Umschr. CRISPVS NOB CAES, R. der Sonnengott mit der Umschr. SOLI INVICTO COMITI. – Das obere Ende der Grabsteine lag etwa 6 Fuß

                auf die sogenannte Kisselbacher Straße oder die alte Landstraße, durch welche vor Anlegung der neuen Rhein–Chaussee die Verbindung zwischen Bingen und Coblenz statt fand. Diese alte, jetzt zum Theil ganz verwachsene Straße, welche von Bingen über Rheinböllen, Kisselbach und von da ununterbrochen auf der Wasserscheide zwischen dem Rhein, der Nahe und der Mosel nach Coblenz ging, zeigt jedoch nirgends Spuren römischer Construction, wovon sich in dieser bewaldeten und wenig angebauten Gegend gewiß Ueberreste erhalten haben würden, wenn es eine Römerstraße gewesen wäre.

 

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