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Oekonomisch-Technol. Encyclopädie, Berlin 1788. Th. XIX. S. 99. Daß er dieses Werk fleißig benutzte, erhellt aus einem seiner Briefe an Göthe (vom 7. Juli 1797): „Ich bin jetzt an mein Glockengießerlied gegangen und studiere seit gestern in Krünitzens Encyclopädie, wo ich sehr viel profitire.“ — Im Herbst 1799 brachte ein Aufenthalt in Rudolstadt (Briefwechsel zwischen Schiller und Göthe Th. V. S. 173) das Gedicht zur Vollendung. Die betreffende Stelle der Encyclopädie aber, welcher der Dichter sein Motto entlehnte, lautet :

„Eine große Glocke ist auch auf dem Münster der Stadt Schaffhausen in der Schweiz befindlich, welche 1486 gegossen worden und 29´ im Umfang hat. Die Umschrift ist: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.“ —

Unser Bild stellt diese Glocke in getreuer Abbildung dar. Die Zeichnung derselben verdanken wir, wie auch die sorgfältigen Abklatsche ihrer Inschriften und Sculpturen, der Gefälligkeit des um die Alterthumskunde seiner Vaterstadt vielverdienten Herrn Maler und Alt-Zeichnungslehrer J. J. Beck in Schaffhausen, der diese Glocke schon vor längerer Zeit zum Gegenstande einer sinnreichen farbigen Komposition gemacht hatte. Eine persönliche Besichtigung und Vergleichung der aufgenommenen Details konnte der Unterzeichnete am 27. Juli 1857 auf der Glockenstube des Allerheiligen–Münsters selber vornehmen. Die Maße der Glocke sind folgende: Höhe 5´ 1´´ rheinisch, des Henkels 1´, also ganze Höhe der Glocke 6´ 1´´, der Breitendurchmesser, unten am äußeren Rande des Kranzes gemessen, 5´ 8½´´, die Dicke des Mantels, ebendaselbst, 5½´´. Am Rande zur Rechten ist ein unregelmäßig dreiseitiges Stück – zur Regulirung des Klanges, wahrscheinlich bei der Reparatur einer am Rande erlittenen Beschädigung – herausgeschlagen worden; diese Lücke ist, auf dem untersten Rande gemessen, 2´ 6´´ groß; einige Worte der Umschrift sind eben damit verloren gegangen. Diesen Maßen zufolge gehört demnach unsere Glocke zu den größeren derartigen Gebilden der alten Zeit auf deutschem Boden.

Nicht minder interessant ist ihr äußerer Schmuck. Ein fünfarmiger Henkel bildet ihre Krone. Die Haube ist mit einer scharf gezahnten Zinnenbekrönung in Form einer umlaufenden Brustwehr eingefasst; das darunter umlaufende 3´´ hohe Band trägt, in lateinischer Sprache, mit dem Zeichen des Kreuzes beginnend und endigend, die Aufschrift: Vivos

 

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