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erkennbar. – Von der vorderen Felskuppe des Winterbergs, die als unübertreffliche natürliche Fortifikation von den römischen Strategen in die Umwallungslinie hinein gezogen ist, zieht ein theilweise verschleifter Graben schnurgerade bergabwärts zur Lahn, seine Fortsetzung, wenn sie noch vorhanden wäre, müßte auf das oberste Ende jener kolossalen siebenköpfigen Felsmauer der Bäderlei treffen und zwar an jene Stelle, wo in der Gegend oberhalb des bairischen Hofes noch im vorigen Jahrhundert die Lahn so nahe an den Fuß der Felswand herantrat, daß der Weg nach Dausenau nur als ein schmaler Saumpfad übrig blieb. Bei diesem von den Händen der Natur dargebotenen Engpaß durften die Römer auf besondere Schutzwehren fast vollständig verzichten, die ganze Felsgruppe der Bäderlei mit ihren sagenhaften Heinzelmannshöhlen trat in die Demarkationslinie hinein und nur wo deren gegen die Pohlsgasse in schmalem scharfem Grat spitz auslaufenden Fuß sich der Region der warmen Quellen näherte, mochte ein in der Richtung der Felswand als deren Fortsetzung angelegter Wallgraben mit einfachem Bollwerk den einzigen schmalen Zugang abschließen, der aus der Thalenge  nördlich der Bäderlei (von Kemmenau und von Dausenau her) zu den Thermen möglich war. Auch über den weiteren Zug des Pfahlgrabens der in einer schnurgeraden Linie steil „wie eine Himmelsleiter“ und größtentheils noch mit 8 Fuß hoher Böschung wohl erhalten die Kemmenauer Höhe hinanzieht, wo eine Waldschneiße ihn kenntlich macht, bis er die Hochwacht der „schönen Aussicht“ hinter sich lassend auf der Kammhöhe hinter den Horizont des Beschauers tritt, gewährt der Standpunkt bei unserer Wachtstation eine ungemein günstige Uebersicht. Eine gleiche, mit der unsrigen durch Signale und Feuerzeichen über die Schlucht des Lahnthals hinüber correspondirende Militärstation muß nothwendig die Stelle der modernen Thurmanlage auf der „schönen Aussicht“ einst eingenommen haben.

Wenn durch diese Betrachtung die topographisch wichtige Frage über den Punkt des Lahnübergangs für die Römer bereits annähernd sich ergeben, indem derselbe rückwärts westlich der Linie, die vom Wintersberger Thurm zum oberen Fuße der Bäderlei zieht, gelegen haben muß und in derjenigen Gegend des links-lahnischen Ems gesucht wurde, wo es „auf der Schanze“ heißt und Militärziegel der XXII. Legion nebst anderen Spuren des römischen Alterthums durch die Häuser-[bauten]

 

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