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[Häuser]bauten der beiden letzten Jahrzehnte in Menge gefunden wurden, so kann dermalen auch der gesuchte Punkt etwa näher bezeichnet werden, indem eine am 7. Juni d. J. stattgehabte Beobachtung und Untersuchung hinter dem Pfarrgarten „am Spieß“ darüber eine unverhoffte Andeutung gewährte. Der Flußübergang hat einen befestigten Brückenkopf, ein Castell, als militärischen Stützpunkt zur Voraussetzung. Diese geschlossene Feldschanze in Form eines Vierecks, muthmaßlich Rechteck, kann nur auf dem linken Ufer des Flußes gelegen haben, da das Terrain auf dem rechten hierzu durchaus keinen Raum bot. Diese Castelle sind, nach röm. Militärvorschrift, von Gräben, meist doppelten, umschlossen, die an den vier Thoren überbrückt sind. Die obere Weite solcher Gräben, deren Böschung unter einem spitzen Winkel zusammenlaufen (Spitzgraben ), beträgt durchschnittlich 9, ihre Tiefe 7 Fuß. Wo zwei Gräben hinter einander vor dem Wall oder der Ringmauer des Castells herziehen, sind sie durch einen Zwischenraum von 3–5 Fuß von einander getrennt, der durch Pallisaden verwahrt werden konnte. Nun hat die Zeit von unserm Castell am Lahnufer alle überirdische Spuren längst verweht, aber eine Spur desselben, das Profil seiner Gräben im Querdurchschnitt ist heute noch sichtbar und zwar auf der senkrecht abgeböschten südlichen Lehmwand des Pfarrgartens am Spieß, die nunmehr auch bald in Folge neuer Straßenanlagen vom Erdboden verschwinden wird. In der gelblichen Lehmwand hebt sich die von dunklerer Acker- und Gartenerde gebildete Ausfüllung der Gräben deutlich genug ab, der innere Graben hat die spitzwinkliche Sohle, seine innere Böschung ist 7´ 3´´, die äußere 7´ 7´´ lang, seine senkrechte Tiefe 7´ 3´´, seine obere Weite 9´ 6´´, der äußere mehr muldenförmig ausgehöhlte Graben ist 2´ weniger vertieft (5´ 3´´) bei einer Weite von 6´ 8´´, die nach Außen etwas abgeschrägte Zwischenwand zwischen beiden Gräben ist oben 4´ 9´´ breit. Die unteren Endpunkte beider Gräben sind 9½ Fuß von einander entfernt. Die Verlängerung dieses Profils des inneren Grabens nach dem Ufer der Lahn hin trifft auf das zweite Chorfenster der kleinen Kirche am Spieß und zieht durch den Garten hinter der „Stadt Antwerpen“ und dem Haus zum Gutenberg schräg hindurch und zwar liegt am Gartengeländer der Durchschnittspunkt 5’ oberhalb des dort befindlichen Grenzsteins des Bahnhofreviers. Die entgegen gesetzte untere Seite des Castellvierecks muß unterhalb des jetzigen Stationshauses der Eisenbahn fallen.

 

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