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[aller]dings sehr beschränkte, Kenntniß in diesem Fache reicht, für die Bracteatenkunde von Bedeutung ist. Als nämlich die HH. Papierfabrikanten Griesel und List im August dieses Jahres auf dem rechten Ufer der Losse ein neues Flussbett ausgraben ließen, fand man daselbst in einem alten irdenen Topfe eine große Anzahl wohl erhaltener silberner Bracteaten oder einseitig geprägter Blechmünzen. Der Museums-Direktion wurden 457 ganze und 158 halbe, d. h. absichtlich halbirte Stücke dieser Münzen zugeschickt, welche zusammen 21½ Loth wogen. Es wiegen also 25 Stück ein Loth und da das Silber fast 15löthig ist, so entspricht der Silbergehalt eines Stückes dem Werthe von etwa 10 Hellern unseres Geldes. Da demnach gerade 400 Stück auf die Mark gehen – d. h. 16 Loth wiegen – so war zur Zeit der Prägung das in den alten Werthbestimmungen so oft vorkommende „Pfund Heller“ höchstwahrscheinlich gleichbedeutend mit 400 gezählten Stücken dieser Münze. Die Größe derselben entspricht je nach der Vollständigkeit des Randes den Nummern 20, 21 und 22 des Münzmessers, die Präge selbst, ohne den Rand, jedoch einschließlich des Perlenkreises, beträgt bei den meisten genau einen Kasseler Zoll.

Was nun die Präge betrifft, so vertheilen sich die 457 ganzen Münzen – die halbirten enthielten keine besondere Gattung – in zwei Klassen: in Reiterbracteaten (361 an der Zahl), welche sämmtlich weltliche Abzeichen tragen, und in geistliche Münzen – 78 Stück – , auf denen nur Abbildungen von Personen in verschiedenen Stellungen vorkommen.

Unter den Reiterbracteaten überwiegen bei weitem diejenigen, deren Reiter einen Löwen im Schilde führt (271 Stück). Sie zerfallen nach den verschiedenen Abzeichen in viele Gruppen, welche wir in dem nächsten Hefte ausführlicher zu beschreiben gedenken. Hier bemerken wir nur, das eine Gattung die Umschrift HERI führt, was wahrscheinlich Henricus oder auch wohl Herimannus zu lesen ist, und eine andere HENR, was unstreitig Henricus heißen soll. Da nun die ganze Präge, sowie auch der Umstand, daß die auf den übrigen Stücken befindlichen Buchstaben keine lesbare Umschrift bilden, auf das 13. Jahrhundert hindeuten, so fragt es sich, ob wir dabei an Heinrich Raspe von Thüringen oder an Heinrich I. von Hessen zu denken haben*). Auch die Bracteaten von

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*) Kaiser Otto IV. ließ auch Reiterbracteaten prägen, auf denen er ein

 

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