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der Umgegend zahlreich hinter die schützenden Wälle der Festung geflüchteten Landvolkes.

Dazu gesellte sich ein empfindlicher Mangel an Lebensmitteln, namentlich an Korn, wodurch eine bisher unerhörte Theurung herbeigeführt wurde, und in den öffentlichen Kassen herrschte überdies chronische Ebbe, da Gefälle und Steuern nur äusserst spärlich eingingen, während der Bedarf an Geld naturgemäss ein viel höherer war, als in friedlichen Zeiten. Es liegt auf der Hand, dass es der städtischen Verwaltung unter diesen umständen sehr schwer fallen musste, den unaufhörlichen und weitgehenden Ansprüchen Genüge zu leisten, welche seitens der Regierung und der Truppenbefehlshaber an den Stadtsäckel gemacht wurden. Häufige Reibungen und Meinungsverschiedenheiten zwischen den betheiligten Behörden konnten daher nicht ausbleiben. Aber zum unvergänglichen Ruhm des Hanauer Stadtraths in jener Zeit der schweren Noth muss es gesagt wein, dass sein werkthätiger Patriotismus auch die schärfsten Proben siegreich überstand und alle kleinlichen Sonderinteressen der allein massgebenden Richtschnur des öffentlichen Wohls mit klarem und entschiedenem Blick unterzuordnen wusste. Besonders ehrenvoll ist die Thatsache, dass selbst während der späteren, an entsetzlichen Leiden so überreichen Zeit der Einschliessung und Belagerung, aus den Reihen der Bürgerschaft niemals der Wunsch nach Uebergabe der Stadt laut geworden ist!

Die Theurung erreichte ihren Gipfelpunkt im Juni 1635, unmittelbar vor der neuen Ernte. Um diese zu vernichten und dadurch den baldigen Fall der ausgehungerten Stadt herbeizuführen, wurde General von Götz mit einigen Regimentern zu Pferde von dem unweit Frankfurt lagernden Mansfeld'schen Corps in die Hanauer Gegend entsendet. — Götz fröhnte der Trunksucht in einer Weise, die selbst für die damalige Lebensführung seines Standes als ungewöhnlich und hervorragend galt; zudem hatte er sich schon als Oberst durch ein in der Stadt Pasewalk angerichtetes entsetzliches Blutbad einen bedeutenden Namen als Räuber und Mordbrenner gemacht. Dieser rohe wüste Landsknecht, überdies ein treuloser Apostat, der seinen

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