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XXIII

feuer durfte an diesem Tag brennen und in den meisten Familien wurde erst gegen Abend eine Mahlzeit eingenommen.

Dies Verhältniss erlitt indess eine Aenderung, als der in Hessen-Kassel eingeführte allgemeine Busstag, welcher alljährlich auf den ersten Mittwoch nach dem 18. October traf, im Jahr 1786 auch für das Gebiet der Grafschaft Hanau in Kraft trat und damit die bisherige Bussfeier am 13. Juni dauernd fortfiel. Seit 1793 begann der Lamboytag den Charakter eines beliebten Volksfestes anzunehmen, welches auch in Windecken, Nauheim, Schlüchtern u. a. m., sowie von den in der Fremde weilenden Hanauern begangen wurde und dem selbst der unerträgliche Druck der Fremdherrschaft zur Napoleonischen Zeit keinen Abbruch zu thun vermochte.

Noch heut nimmt das Lamboyfest eine der ersten Stellen (wenn nicht die allererste) in Hanau's Festkalender ein und wird an jedem 13. Juni unter regster Theilnahme der gesammten Bevölkerung im Lamboy-walde auf eine Weise gefeiert, die freilich den entschiedensten Gegensatz zu dem, von den frommen Vorfahren an jenem Tage geübten entsagungsreichen Fasten bildet.

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Der Ruf des rühmlichen Sieges, welchen Landgraf Wilhelm V. erfochten hatte, flog rasch durch Deutschlands Gaue und noch weit über dessen Grenzen hinaus. Von der geschäftigen Fama wohl zur Ungebühr entstellt und vergrössert, erweckte die Nachricht bei Freund und Feind vielfach höchst übertriebene Vorstellungen von den wahrscheinlichen strategischen und politischen Folgen jener Waffenthat.

Wie aus den Glückwunschschreiben des Hofmarschalls von Günderode und des Generals Melander hervorgeht, traf die Siegesbotschaft in Kassel am 26. oder 27. Juni, in Dortmund am 30. und in Hamm den 2. Juli ein, ebenso gelangte sie mit ungewöhnlicher Schnelligkeit nach Paris, wo sie der dort weilenden Königin Christine von Schweden durch Hugo Grotius überbracht wurde, — ferner nach dem Haag, wo der Prinz von Oranien gerade eine Sammlung für die Armen in Hanau mit einer Beisteuer von 700 Mark eröffnet hatte

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