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XLII

triebenen Franzosen zu Kassel in der Behausung des Jeremias Grandidier ihren ersten Gottesdienst hielten. Durch die Gestattung dieses Gottesdienstes wurde von dem Landgrafen Karl öffentlich anerkannt, dass er den den von Ludwig XIV. Verjagten im Hessenlande eine Freistatt für die ungehinderte Ausübung ihrer Religion gewähre. Die Stellung der Hugenotten in Frankreich seit dem Erlass des Edicts von Nantes und die Verhältnisse, welche zur Aufhebung desselben führten, fanden nähere Erörterung ; ebenso wurde der Beziehungen des hessischen Fürstenhauses zu Frankreich seit den Tagen Heinrichs IV. gedacht und dann geschildert, wie Landgraf Karl durch die für die Refugiés erlassene Freiheitsconcession vom 18. April 1685 seinem Oheim, dem grossen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, noch um ein halbes Jahr in Massregeln zur Aufnahme der verjagten französischen Reformirten voranging. Er siedelte an 4000 Flüchtlinge zu Kassel und in 22 im Lande von ihm angelegten Colonien an. Auch das Patent des Landgrafen vom 1. August 1685 und die am 12. December desselben Jahres den Flüchtlingen ertheilten »Concessions et Privilèges« wurden besprochen und die den Franzosen verliehene kirchliche Verfassung in ihrer Fortentwicklung unter den nachfolgenden Landgrafen bis auf die Zeit Friedrich's II. erläutert. Der Redner wies darauf hin, wie gerade dieser letztgenannte Landgraf trotz seines vor seiner Thronbesteigung erfolgten Uebertritts zum Katholicismus durch das Edict vom 17. December 1765 und eine Reihe anderer Massregeln ein neuer Wohlthäter der französischen Reformirten wurde. Aus den Belichten, welche wir über das hundertjährige Jubiläum der französischen Gemeinde in Kassel besitzen, das am 28. October 1785 durch feierlichen Gottesdienst in der Brüderkirche begangen wurde*), geht hervor, mit welcher Dankbarkeit die Nachkommen der Refugiés der ihren Vätern und ihnen selbst von den hessischen Landgrafen erwiesenen Wohlthaten gedachten**). Dr. Duncker schloss mit den

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*) Diesmal fand eine kirchliche Feier des Jubiläums weder in Kassel noch auch, so viel bekannt geworden ist, sonst irgendwo im ehemaligen Hessen-Kassel statt.

**) Der Vortrag findet sich wörtlich  abgedruckt in Nr. 300 bis 305 der „Kassseler Zeitung" vom 31 oct. bis 6. Nov. 1885.

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