..

LVIII

diese fällten ihre Entscheidungen lediglich nach Herkommen und Rechtsgefühl : der altgermanische Grundsatz, dass Jedermann in seinem Eigenthum geschützt sein müsse, prägt sich indess auch hierbei deutlich aus. Der Herr Vortragende theilte mehrere, mitunter wahrhaft salomonische Urtheile aus dem im Archiv des Vereins aufbewahrten Heft des Gerichtsbuches mit, welches ebenso, wie die Rechnungen des Spitals von 1454, bei der Versammlung in Umlauf gesetzt wurde. Die Zahl der städtischen Wohngebäude ist auf 180 bis 200 zu schätzen, die Häuser waren höchstens zweistöckig; jedes wurde, auch wenn es vermiethet war, nur von einer Familie bewohnt; die Einwohnerzahl kann man danach höchstens zu 1000 bis 1200 annehmen. Christen und Juden wohnten nicht getrennt ; die Judengasse entstand erst 1604. Die Israeliten gehörten zu den Reichslehen und mussten jährlich l Gulden Schutzgeld entrichten. Es wurden sodann die damaligen sozialen Verhältnisse in ihren mannigfachen Erscheinungsarten und Beziehungen eingehend geschildert ; besondere Erwähnung fanden unter anderem die verschiedenen Berufsklassen und Erwerbszweige, der Geld- und Handelsverkehr, das Bauwesen, die Lebensweise in Bezug auf Nahrungs- und Genussmittel, Arzneien, Kleidung und Hausrath, die gottesdienstlichen Handlungen und Bräuche u. s. w. Die ausführlichere Wiedergabe von Einzelnheiten aus dem reichen Inhalt des Mitgetheilten würde hier zu weit führen ; deshalb möge als Beispiel die Aufzählung der Preise einiger der gewöhnlichsten Lebensbedürf­nisse genügen. Nach heutiger Währung kostete ein Ochse oder eine Kuh 24 Mark, l Pfund Fleisch 15 Pfg., l gemästete Gans 1,5 Mark, l Pfund Butter über 40 Pfg., l Mass Wein 35 Pfg., l Malter oder Achtel Korn über 3 Mark, Hafer 2,5 Mark, l Malter Salz 8 Mark, 4 Ellen Tuch zu einem Leibrock 7 Mark, Macherlohn dafür l Mark, l Paar Schuhe l Mark, Webelohn für die Elle Leinwand 12 Pfg., bei grobem Werg 8 Pfg., eine Näherin erhielt für vierwöchentliche Flickarbeit (im Spital) 1,3 Mark, eine Magd jährlich 16 Mark, ein Tagelöhner 66 Pfg.; eine Fahrt nach Frankfurt kostete nahezu l Mark Fuhrlohn. — Die gebräuchlichsten Münzsorten waren: l Gulden (d. h. Goldgulden) = 12

..