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LXIV

Schultheissen bald mürbe gemacht. Hochstadt hatte für zweimalige Execution an 33 Gulden und für die Zehrung des Schultheissen, welcher 4 Tage im 0chsenkopf" zu Hanau verweilte, l Gulden zu entrichten. Im Sommer 1650 verschwanden endlich die letzten fremden Bedränger für immer und man konnte nun die allmählich reich­licher fliessenden Einnahmen wieder ausschliesslich zu Werken des Friedens verwenden. So unternahm die Gemeinde schon 1652 die gründliche Herstellung ihres Gotteshauses, sowie die Anschaffung zweier neuen Glocken, die in Frankfurt gegossen wurden ; die grössere kostete 255, die kleinere 54 Gulden. Ihr erstes Geläute war in der That ein Friedensgeläute.

4. Juni. Herr Major Wille hielt den angekündigten Vortrag über Hanau im dreissigjährigen Krieg (Fortsetzung). Um darzuthun, wie aussichtslos sich die Verhältnisse im Jahre 1635 für die Schweden und deren Bundesgenossen, also auch für das ringsum bedrohte Hanau, gestaltet hatten, wurde ein kurzer Ueberblick der kriegerischen Ereignisse in Südwest-Deutschland und der gleichzeitigen politischen Vorgänge gegeben. Der Marienberg, die Citadelle von Würzburg, sowie Philippsburg, Speier, Augsburg und Koburg fielen schon während der ersten drei Monate des Jahres in die Hände der Kaiserlichen. Herzog Bernhard von Weimar eroberte zwar Speier noch im März zurück, sah sich aber unmittelbar darauf von den französischen Hülfstruppen verlassen und dadurch zum Rückzug an die Saar genöthigt, während der ihm folgende Feind Worms, Oppenheim, Bingen, Bacharach, Kaub, Kaiserslautern, Zweibrücken und Landstuhl nahm. Der französische Hof, durch diese drohenden Fortschritte der Kaiserlichen in hohem Grade beunruhigt, liess am 17. Juli den Kardinal-Erzbischof von Toulouse und General-Lieutenant, Louis de Nogaret de la Valette mit 12000 Mann in Saarbrücken zu Herzog Bernhard stossen. So bis auf 26000 Mann verstärkt, begann dieser alsbald den Vormarsch, der jedoch durch die Unbotmässigkeit der Franzosen und ihre Unfähigkeit, kriegerische Strapazen zu ertragen, manche unerwartete Verzögerung erfuhr. Erst am 15. und 16. August überschritt man den Rhein und bezog bei Hochheim ein verschanztes

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