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LXXIV

thatsächlich wurden an dieser Stelle mit Hülfe des Fühlers nicht nur zahlreiche Steine, sondern auch mehrere Pfähle nachgewiesen, so dass die Existenz auch dieses Pfeilers ausser Frage steht*) Nunmehr konnte auch eine genaue Festlegung der Brückenaxe erfolgen. Dieselbe lag fast genau in der Verlängerung der kleinen Dorfgasse, welche von der Hanauer Landstrasse an dem äusseren Grabenrand entlang zur porta decumana des Castells führte; wir haben demnach hier wiederum den oft beobachteten Fall vor uns, dass man es gern vermied, den Verkehr durch das Castell zu führen, vielmehr letzteres umging. Die weiteren Aufgaben bestanden nun in der Aufsuchung der Brückenenden, sowie der zu letzteren führenden Strassen und in der Feststellung derjenigen Einrichtungen, welche speciell zum Zweck der Vertheidigung der Brücke getroffen waren. Wenngleich diese Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind, so sind doch bereits einige interessante Resultate zu verzeichnen. Zunächst wurde unmittelbar südlich der Hanauer Landstrasse und parallel mit dieser, also die Brückenaxe senkrecht schneidend, ein etwa 20 m. langer Graben gezogen. Derselbe ergab bis zu einer Tiefe von 2 m. angeschütteten Boden und angeschwemmte gelbe Erde, darunter dunkelgefärbten Schlamm, der mit römischen und späteren Resten sowie mit Basaltbruchsteinen durchsetzt war. Es konnte sonach keinem Zweifel unterliegen, dass wir uns mit diesem Graben in dem alten Mainbett befanden, dass also in früherer Zeit die Schiffe thatsächlich dicht am Dorf vorüberfuhren. Für die Richtigkeit dieser Thatsachen sprechen aber noch mehrere andere Gründe. Der Theil der Grosskrotzenburger Gemarkung, welcher in dem vorn Mühlbach und dem Main gebildeten Winkel liegt, heisst heute noch „das Woerth" und man kann deutlich an der Terrainformation den alten Mainarm erkennen, der hier eine Insel umschloss. Dieser Mainarm, in dein gegenwärtig der Mühlbach fliesst,

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*) Am 16. September 1885 wurde an dieser Stelle eine Baggerung vorgenommen, die gleiche Resultate wie bei dem zuerst aufgefundenen Pfeiler, also einen Pfahlrost mit Stein- und Lettenpackung, ergab. Es wurden hierbei mehrere sehr gut erhaltene bis 2 m. lange und 30 cm. starke runde und vierkantige eichene Pfähle, sowie einige eiserne Pfahlschuhe aufgefunden.

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