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LXXXVII

Bedeutung war auch die Besprechung der verschiedenen Hochzeitsgebräuche, die bei uns in Hessen noch immer in Uebung geblieben, bis da aber theilweise ganz unbeachtet gelassen sind. Und dennoch besitzen wir gerade in diesen Sitten noch Denkmäler, die uns über die Lebens- und Eheanschauung unserer heidnischen Vorfahren die interessantesten Aufschlüsse gewähren, freilich nur für den, der diese Hieroglyphen zu entziffern versteht. Wir heben unter den im Vortrage erörterten Hochzeitsgebräuchen hier nur den Gebrauch der neuen Schuhe, des Geschenks eines Hemds und seidenen Tuches hervor, Dinge, die nicht blos auf den altheidnischen Nornencultus der Indogermanen. sondern auch auf die Sitten der Semiten, theilweise sogar auf die Vorschriften des mosaischen Gesetzes zurückweisen. In dem bei den grossen Bauernhochzeiten üblichen Herumtragen eines mit Rosmarin bekränzten, gekochten Schweinskopfes, in dessen Rachen ein Apfel oder Citrone mit Cypressenzweigen steckt, wies der Vortragende den letzten Rest des Opfers nach, welches nicht nur die Germanen, sondern auch die Griechen und Römer am Tage der Hochzeit dem Gotte der Fruchtbarkeit und des Ehesegens zu bringen pflegten. Da die spätere Publikation des Vortrages in Aussicht steht, wollen wir hier auf weitere Mittheilungen verzichten.

Hieran schlossen sich Mittheilungen des Herrn Professor Cäsar über die im letzten Festprogramme der Universität von ihm weiter veröffentlichten Catalogi studiosorum der Universität; Herr Professor Cäsar hatte den betreffenden Band der Matrikel mitgebracht, aus welchem diese für die Geschichte unserer Universität so wichtigen Quellenmittheilungen von ihm herausgegeben worden und legte den Band unter Beifügung ausführlicher Erklärung den Anwesenden vor.

In der Aprilsitzung sprach Herr Dr. von Knoblauch über einige bemerkenswerthe Punkte in der Umgebung Marburgs. Zuerst bewies er, dass das ehemalige Dorf Iberishausen auf der Stelle des jetzigen englischen Hofes und Schützenpfuhls gelegen habe. Er zeigte, woher die bisherige, falsche Annahme gekommen und erläuterte sowohl die Stelle der Mühle, als die Lage des Mühlgrabens und des Zweiwegs,

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