..

X

leichenhaft durch die Jugendfülle der Nachwüchse. Brachen solche Bäume zusammen in Stürmen oder vor Alter, dann schmetterten sie alles nieder, was in ihrem Bereiche war, und auf ihrer moosüberzogenen Rinde keimten Jungwüchse, die mit ihren Wurzeln in den Boden hinabstiegen und, wenn die Stämme unter ihnen verfault waren, wie auf Stelzen stehend mehr oder minder hohe Wurzelt höre bildeten. (So Fichten, schwerlich Eichen, wie Plinius erzählt.)

Das Gestrüpp und der Moder auf dem feuchten Boden, namentlich aber das Lagerholz, machten diese Wälder schwer zugänglich. Wenige Heerstrassen waren hindurchgebahnt, nur Wildwechsel und einsame Fusspfade durchzogen sie. Dort hatten das grosse Wild: Ur, Wisent, Elch, und die Raubthiere: Bär, Wolf, Luchs, ihren am wenigsten beunruhigten Stand, und dorthin flüchteten die Ausgestossenen, die Elenden. Aber auch die Drachen und Lindwürmer und die Riesen und Zwerge sollten nach dem Glauben unserer Altvordern in ihnen hausen.

Grauenvoll waren sie für die hineingerathenden Fremdlinge, doch für die einheimischen Recken kampfreiche Jagdgründe und für die Bevölkerung sichere Zufluchtsstätten in Kriegsnöthen.

An die Urwälder schliessen sich die Sumpfwälder. Entsetzlich war Germanien für die Römer durch seine Sümpfe. Solche dehnten sich nicht nur weit an den stehenden Gewässern des nördlichen Tieflandes aus, sie begleiteten auch die Ströme und fanden sich selbst auf Waldboden.

Waldlos waren die Watten der Nordseeküste, die Rohr- und Schilfsümpfe an den Strommündungen und die von ihren Ufern aus mit Sumpfpflanzen zuwachsenden Seen, die „Fenne". Von Stürmen losgerissene Stücke treiben jetzt noch auf dem offenen Wasser der Fenne als Inseln, und wenn Sand die Sumpfufer überweht oder Schlick bei Flut und Hochwasser sich darauf abgesetzt hatte, dann überwaldeten sie auch wohl, und schwimmende Waldinseln erschreckten die Schiffer.

An den Flüssen umgab Wald schon die Quellmoräste, Bruchwälder deckten ihre Niederungen und die Deltainseln ihrer Mündungen.  

..