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XIII

jeder seinen Bedarf da, wo, und so, wie es ihm am besten passte. Aber geschont wurden die fruchtbaren Bäume und bei den Burgunden auch Fichten und Tannen, ja bei den Westgothen auch die mitteldicken und mittelhohen Bäume, die ihren vollen Nutzwerth noch nicht erreicht hatten. Auch scheint man den Abhieb des Laubholzes so bewirkt zu haben, dass dieses vom Stocke wieder ausschlagen konnte, ja bei den Longobarden den Hieb der Zweige von Kopfholzstämmen in einem kurzen Umtriebe, und zu Anfang des 8. Jahrhunderts wurden Buschholzwälder schon nach dem Flächenmasse von Tagewerken verliehen.

Hiernach stand Holz von allen Altersklassen, Bäume und Strauchholz in jenen Wäldern bunt durcheinander; je näher aber den Wohnsitzen, um so mehr waren sie reines Buschholz geworden, während die entfernter gelegenen in Ur- und Sumpfwald übergehende Formen behalten haben mögen.

Im Gegensatze zu dieser Mannigfaltigkeit zeigen die Heiligen Haine eine einzige scharf sich kennzeichnende Waldform, nämlich die des Hochwaldes

Den Alten waren alle Pflanzen durchgeistert. In ihren nährenden Stoffen, ihren Heilkräften und Giften, in ihrem Keimen, Wachsen, Blühen nnd schliesslichen Vergehen in Rauch und Luft, ja selbst in den Krümmungen der Aeste, in den Astlöchern und hohlen Stämmen lebte und webte das Walten der unsichtbaren Götter und Geisterwesen. Was uns Aberglauben geworden, das war den Alten heiliger lebendiger Glaube, freudige zweifellose Zuversicht.

Namentlich waren die Bäume die Lieblinge der Götter und unter ihnen die alle anderen überwachsenden und überlebenden die auserkorenen der höchsten Götter. So war die Eiche der Baum des Wuotan und Donar und die Linde der der Frouwa. An ihnen wurden die Opfergaben aufgehängt und unter ihnen feierte das Volk seine Feste, beriethen sich die Aeltesten und tanzte die Jugend.

Heilige Haine dienten als gemeinsame Opferstätten. In ihnen stand der Altar und der Weihekessel, dort wurden die Weihegeschenke und die Feldzeichen

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