..

XIV

aufbewahrt, dort war der Friedhof für die Todten und die Freistatt für die Verfolgten, in ihnen suchten die Kranken Heilung, erforschten die Heerführer den Willen der Götter und beriethen den Feldzugsplan, und dort jubelte das Heer seine Siegesfreude aus.

Heilige Bäume hatte jedes Dorf, ja jeder Einzelhof, Heilige Haine vielleicht jede Gemeinde, sicher jeder Gau und jeder Stamm, ja wohl ganze Völkerschaften ein gemeinsames grösseres Heiligthum.

Sie lagen meist auf Höhen, doch auch in Auen und auf Inseln. Mochte der Aufstieg steil oder der Zugang über Wasser oder durch Sümpfe führen, der Boden der Heiligen Haine musste möglichst eben und trocken sein. Denn zu den hohen Festen strömten in den gemeinsamen Hainen grosse Menschenmengen zusammen und ihre Vorplätze dienten dann dem Marktverkehre.

Kein Unbefugter durfte sie betreten. Schweigend. ja wohl gefesselt, durchschritten sie die Opfernden. Fromme Scheu schützte sie mehr als Umhegungen und Strafen. Mit dem Blute der Opfer wurden die Wurzeln ihrer Bäume begossen.

In diesen Hainen wurden die heiligen Thiere gehalten, die weissen Rosse und die den Götterwagen ziehenden Kühe. Dazu gehörige Wiesen und Weiden mögen das Futter geliefert haben und die trocken werdenden Aeste und Stämme den Bedarf für Opferfeuer und Bauten. Opfergaben und Dienste der Gläubigen werden ausgeholfen haben.

Der Wald selbst war das Heiligthum, erst später wurde es der Tempolbau. Die alten moosigen Bäume dort, unter denen schon längst zu den Göttern aufgestiegene Vorfahren gewandelt, hatten, mit ihren hoch hinausgewachsenen Kronen, diese Waldeshallen voll geheimnissvoller Stille und tiefen Schattens, das war kein Menschenwerk, hier offenbarte sich Götterwalten, ehrfurchtgebietend, andachterweckend.

Die Form dieser Haine war die des reinen Hochwaldes, unter dessen dichtem Kronenschlusse der Boden leicht gestrüppfrei und gangbar bleibt. Sicher bildete sich in jenen Zeiten diese Form nur selten aus,

 

..