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XXXIX

Anblick der ewigen Scheusslichkeiten in der Jugend alles sittliche Gefühl ersticken musste. Die blühende Hersfelder Schule wurde 1629 durch Tilly den Jesuiten übergeben. Zwei Jahre später zurückgewonnen, wurde bie 1634 durch die Ankunft der Kroaten unter Götz aufgelöst; alle, Lehrer wie Schüler, flüchteten. Erst 2 Jahre später konnte der Unterricht wieder beginnen. Die Schule zählte damals 23 Schüler in 2 Klassen. Aber schon im nächsten Jahre musste sie aufs neue bei dem Herannahen der Kaiserlichen geschlossen werden und zählte nach der Wiedereröffnung nur 13 Schüler. Am Pädagogium zu Marburg unterrichteten i. J. 1648 nur noch 2 Lehrer, nämlich der Pädagogiarch und ein mit vieler Mühe gewonnener Student der Theologie, der jeden Tag Marburg und das Pädagogium zu verlassen drohte. Nicht ganz so schlimm sah es in Kassel aus, am traurigsten aber bei den kleineren lateinischen Stadtschulen. Hier fehlte es noch lange nach dem Kriege so an den nöthigen Räumlichkeiten, dass oft 2—3 Lehrer in einem Zimmer unterrichteten. Im Sommer fiel der Unterricht vielfach ganz aus, da die Eltern die Kinder nothwendig im Felde brauchten. Die Lehrer, deren Ausbildung meist in die wilde Kriegszeit fiel, waren selbst höchst roh und unwissend; von einheitlicher Methode war keine Rede, und die Privatschulen, welche ohne alle Aufsicht junge Leute zur Universität beförderten, thaten den öffentlichen erheblichen Abbruch, zumal sie billiger waren. In dieses Chaos Ordnung zu bringen, erliess L. Wilhelm VI. in Verbindung mit wissenschaftlich befähigten Leuten, darunter vor allem der Eschweger Superintendent Hütterodt, eine neue Schulordnung (1656). — Analyse derselben. — Diese Schulordnung bezog sich nur auf die Lateinschulen. Die Dorfschulen — wo solche überhaupt vorhanden waren — hatte man einer staatlichen Regelung nicht unterworfen. Es war nach dem Kriege nichts seltenes, dass in ganzen Dorfgemeinden nicht ein einziger Lesens oder Schreibens kundig war. Hier, bei der Hauptmasse des Volkes, derjenigen zugleich, die durch den Krieg am meisten gelitten hatte, lag es der Geistlichkeit ob, das Werk der christlichen Bildung und Erziehung durchzuführen. Besonders den Geistlichen

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