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XLIII

Kinderjahren mit dem Ernste und den Schrecken bekannt, welche der 30jährige Krieg über Hessen brachte. Sorgfältig erzogen, sandte ihn die Mutter Juliane geb. Gräfin von Nassau nebst seinem nächstälteren Bruder Christian im Sommer des Jahres 1636 auf Reisen, von denen er erst im Herbste 1640 zurückkehrte; deren Verlauf und Einwirkung auf den jungen Fürsten wurden vorgeführt. Nach seinem ersten Kriegszuge, den Ernst in dem französischen Heere im Jahre 1641 that, widmete er seine Dienste dem hessischen Vaterlande mit Auszeichnung, seine Waffenthat bei Gesecke im März 1648 wurde hervorgehoben. Die streng religiöse Erziehung des Fürsten, seine Neigung zum Nachdenken in Sachen der Religion und der dadurch unterstützte Einfluss katholischer Geistlicher auf ihn während eines längeren Aufenthaltes in Wien 1651 führten Ernsts Uebertritt zum katholischen Bekenntniss, 6. Januar 1652, herbei. Von da an ist seine zweite, von der ersten sehr verschiedene Lebensperiode zu datiren. Doch wenn der Fürst auch höchst eifrig für seinen nunmehrigen Glauben wirkte, ihm neue Bekenner zuzuführen strebte, so blieb er doch mild gegen Andersdenkende und setzte seine Lebensarbeit an eine Wiedervereinigung der gespaltenen christlichen Kirche. Bewundernswerth ist seine anstrengende Thätigkeit; neben tiefen Studien in der Theologie und verschiedenen Wissenschaften, führte er einen höchst ausgebreiteten Briefwechsel mit hervorragenden Katholiken, Lutheranern, Reformirten und Häuptern des Jansenismus, welcher im 17. Jahrhundert der katholischen Kirche eine neue grosse Gefahr be­reitete. Nach dem Tode seiner Brüder war Ernst seit 1658 alleiniger Besitzer der hessischen Quart und strebte nach Reichsunmittelbarkeit: er hatte 1649 seinen Sitz auf Rheinfels genommen, dessen Entlegenheit jene Ge­lüste der Lostrennung von dem regierenden Hause zu Kassel begünstigte. Die Zeitverhältnisse waren diesem Plane, welcher am Kaiserhofe Unterstützung fand, nicht vortheilhaft und Ernst's Söhne zu unfähig, um ihn ausführen zu können. Eine Schrift des Landgrafen: „Der discrete Katholische“, welche die Annehmbarkeit des katholischen Bekenntnisses für die übrigen christlichen Gemeinschaften darthun sollte und neben hoher An-

 

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