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XLVIII

Aus diesen drei Factoren lässt sich der Ort der Schlacht gewissermassen geometrisch construiren.

Für die Bestimmung dieser Unbekannten nach den Quellen giebt die Beschaffenheit des Geländes den Ausschlag. Der Teutoburger Wald mit dem nordöstlich davon bis zur Weser hinziehenden Gebirgsland war damals zweifellos nur in den vorhandenen Pässen und Flussthälern passirbar; der natürliche Weg von der Etappenstrasse an der Lippe in das Cheruskerland zur mittleren Weser führte also durch die Dören- oder die Bielefelder Schlucht, das Werrethal entlang nach Rehme und zur Porta westfalica. Dort haben wir unbedingt das Sommerlager des Varus zu suchen.

Was die Marschrichtung nach dem Aufbruch aus diesem Lager anbetrifft, so sind in dieser Hinsicht jedenfalls höchst beachtenswerth die bezüglichen Ausführungen von Müller v. Sondermühlen, der mit schlagenden Gründen nachweist, dass Varus nur die Richtung auf Osnabrück eingeschlagen haben könne. Jedenfalls ist die Marschrichtung nach der Dören- oder der Bielefelder Schlucht mit Sicherheit auszuschliessen und somit sind auch alle Hypothesen, welche die Schlacht in diese Gegend — namentlich in das Gebiet des Fürstentums Lippe-Detmold — verlegen, hinfällig.

Die Länge des Weges endlich, den Varus vor der Katastrophe zurücklegte, lässt sich ziemlich genau aus den Quellen bestimmen. Vor dem Angriff der Germanen wurde keinesfalls mehr als ein Tagemarsch von etwa 22 Kilometer zurückgelegt und die prima castra des Tacitus können deshalb nichts Anderes bedeuten, als „das erste Lager, welches Varus schlug“. Hierzu kommen die Märsche der drei Gefechtstage von durchschnittlich 10—14 Kilometer, sodass die Vernichtung der varianischen Armee etwa 60 Kilometer von dem Sommerlager entfernt stattfand.

Diese Erwägungen führen in die Umgegend von Osnabrück und der weitere Umstand, dass man hier — und zwar bei den Ortschaften Engter, Kalkriese, Barenau und Venne — seit Jahrhunderten zahlreiche augusteische und ältere Römermünzen gefunden hat, auf diejenige Stelle, welche Professor Mommsen als den Ort der Hermannschlacht bezeichnet.

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