MHG, 1886, S. 83

LXXXIII

im Oberbefehl folgte und von dem man allgemein die Beseitigung der schreiendsten Missstände, die Herstellung der mangelnden Mannszucht und die Hebung des geschwundenen Ehrgefühls erwartete. Er schrieb: „Euer Majestät Armee habe ich in drei sehr verschiedenartige Haufen abgetheilt vorgefunden; der eine befindet sich über der Erde, er besteht aus Dieben und Marodeuren ; der zweite ist unter der Erde ; der dritte in den Lazaretten.“

Unter den Truppen, welche 1758 mit dem Herzog von Broglie in Hanau einrückten, befand sich auch das berüchtigte Freicorps des Oberst Fischer, welches 5 bis 6000 Mann zählte und wegen seiner, selbst, unter Franzosen aussergewöhnlichen Zuchtlosigkeit im ge-sammten westlichen Deutschland weit und breit gefürchtet und verabscheut war. Auch in Hanau machte es seinem Ruf durch die gröbsten Ausschreitungen alle Ehre. Schon bei der Einquartierung deutete man den Bürgern in zarter Weise an, dass ausser voller Beköstigung und einem guten Trunk jeder Husar täglich einen „kleinen Thaler“, der Officier aber fünfzig Thaler unter dem Teller zu finden erwarte. Fischer selbst war der Sohn eines württembergischen Hofraths, widmete sich anfangs dem geistlichen Stande, trat dann in das österreichische Heer, aus dem er als Rittmeister schied, um bei den Franzosen als Major Dienste zu nehmen. Durch kühne und erfolgreiche Handstreiche machte er sich bald einen Namen als glücklicher Parteigänger. Das Ende des 7jährigen Krieges sollte er nicht mehr erleben; er fiel unweit Kassel im Zweikampf mit einem französischen Herzog, der sich geringschätzig über Fischers Truppen geäussert hatte.

Einen anderen, noch lästigeren Plagegeist Hanaus, den Intendanten de Foulon, ereilte die Strafe seiner Unthaten fast 30 Jahre später. Beim Ausbruch der französischen Revolution, am Tage des Sturms auf die Bastille, wurde er von dem wüthenden Volk nach grausamen Martern aufgehängt.

Ihrem schamlosen Aussauge-System gesellten die Franzosen schließlich auch noch frechen Hohn und Spott hinzu, indem sie den Hanauern wiederholt zumutheten, die spärlichen, über deutsche Heere erfoch-

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..	LXXXIII im Oberbefehl folgte und von dem man allgemein die Beseitigung der schreiendsten Missstände, die Herstellung der mangelnden Mannszucht und die Hebung des geschwundenen Ehrgefühls erwartete. Er schrieb: „Euer Majestät Armee habe ich in drei sehr verschiedenartige Haufen abgetheilt vorgefunden; der eine befindet sich über der Erde, er besteht aus Dieben und Marodeuren ; der zweite ist unter der Erde ; der dritte in den Lazaretten.“ Unter den Truppen, welche 1758 mit dem Herzog von Broglie in Hanau einrückten, befand sich auch das berüchtigte Freicorps des Oberst Fischer, welches 5 bis 6000 Mann zählte und wegen seiner, selbst, unter Franzosen aussergewöhnlichen Zuchtlosigkeit im ge-sammten westlichen Deutschland weit und breit gefürchtet und verabscheut war. Auch in Hanau machte es seinem Ruf durch die gröbsten Ausschreitungen alle Ehre. Schon bei der Einquartierung deutete man den Bürgern in zarter Weise an, dass ausser voller Beköstigung und einem guten Trunk jeder Husar täglich einen „kleinen Thaler“, der Officier aber fünfzig Thaler unter dem Teller zu finden erwarte. Fischer selbst war der Sohn eines württembergischen Hofraths, widmete sich anfangs dem geistlichen Stande, trat dann in das österreichische Heer, aus dem er als Rittmeister schied, um bei den Franzosen als Major Dienste zu nehmen. Durch kühne und erfolgreiche Handstreiche machte er sich bald einen Namen als glücklicher Parteigänger. Das Ende des 7jährigen Krieges sollte er nicht mehr erleben; er fiel unweit Kassel im Zweikampf mit einem französischen Herzog, der sich geringschätzig über Fischers Truppen geäussert hatte. Einen anderen, noch lästigeren Plagegeist Hanaus, den Intendanten de Foulon, ereilte die Strafe seiner Unthaten fast 30 Jahre später. Beim Ausbruch der französischen Revolution, am Tage des Sturms auf die Bastille, wurde er von dem wüthenden Volk nach grausamen Martern aufgehängt. Ihrem schamlosen Aussauge-System gesellten die Franzosen schließlich auch noch frechen Hohn und Spott hinzu, indem sie den Hanauern wiederholt zumutheten, die spärlichen, über deutsche Heere erfoch- 6*	..


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