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besten kenne. Die Entscheidung wird mehreren, als besonders kundige Kenner des Spiels beleumdeten Herren vom kaiserlichen Hofe zu Prag übertragen. Den Preis der Wette sollen 1000 Thaler bilden, für welche Summe der glückliche Gewinner ein prächtiges Kredenzgefäss zum Willkommen für Primirer anschaffen und im Besitz halten soll. Die Entscheidung erkennt, die Ansicht des Landgrafen als die allein richtige an. Hierüber entspinnt sich ein Briefwechsel zwischen den beiden Wettenden, der von dem Gewinner mit viel Behagen und Witz, dem Verlierer mit einem gewissen Galgenhumor geführt wird. Joachim Ernst giebt schliesslich die 1000 Thaler. Landgraf Wilhelm aber bestellt statt eines Willkommens deren zwei und macht das eine Exemplar dem nach einigen Monaten zur Welt gekommenen erstgebornen Söhnchen seines Schwagers in Begleitung eines urlaunigen Schreibens an das zweimonatliche Kind zum Pathengeschenk. Die Antwort des Vaters ist nicht minder ergötzlich; die ganze Correspondenz eine fast modern anheimelnde Schelmerei.

Ein trauriges Geschick hat über den beiden herrlichen Gefässen gewaltet. Das Kasseler Exemplar ist, wie gesagt, mit den Franzosen verschwunden; das Pathenkind des Landgrafen Wilhelm, Prinz Bernhard von Anhalt, hat sich auf der Rückkehr vom Türkenkriege in fremden Landen zu seinen Vätern versammelt, und mit seinem Nachlasse ist vermuthlich jenes launige Pathengeschenk verkommen. In der anhaltinischen Silberkammer ist davon wenigstens keine Spur mehr vorhanden. Zum Schlusse wurden noch einige interessante Veröffentlichungen des Herrn Professors von Drach aus seiner bekannten Sammlung der Kelsterbachischen Fayencen in einer kunsthistorischen Zeitschrift vorgelegt, sowie vom Vorsitzenden bemerkenswerthe Erwerbungen an alten hessischen Drucken und Zeichnungen von Gebäulichkeiten und allerhand monumentalen Ueberresten in der Stadt, Gelnhausen.

2) In der Sitzung vom 26. März legte Herr Referendar von Baumbach zwei in dem Baumbach'schen Familienarchive befindliche Originalurkunden Kaiser Karls IV. von 1349 vor, in welchen der Kaiser dem Ludwig von Baumbach 100 Mark Silbers auf die

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