IX

weilig, seit dem 23. Juli endgültig mit dem Amte des (besoldeten) Schriftführers betraut.

Nachdem im Herbste 1879 Dr. Gross, zweiter Bibliothekar und Mitglied der Direction der ständischen Landesbibliothek zu Kassel, gestorben war, meldete Duncker sich um die erledigte Stelle, die ihm denn auch, nachdem lange des Geschickes Waage geschwankt hatte, vom 1. April 1880 an, durch Beschluss des ständischen Verwaltungsausschusses übertragen wurde.

Es ist meines Wissens niemals ein Zweifel darüber erhoben worden, dass Duncker den Anforderungen seines schweren und anstrengenden Lehrerberufes stets mit vollster und treuester Pflichterfüllung gerecht geworden ist. Aber mit dem ganzen Herzen ist er bei seinem ersten Berufe doch nicht, oder wenigstens in den letzten Jahren nicht mehr gewesen. Und das ist sehr begreiflich bei seinem Charakter und seiner ganzen Beanlagung : die jahraus jahrein ziemlich gleichmässig sich abspinnende pädagogische Arbeit im Kleinen und Stillen entsprach nicht seiner Art, ihn wies seine Natur hinaus auf ein freieres und weiteres Wirkensgebiet. Durch wissenschaftliche Arbeit sich einen Platz zu erringen in der Gelehrtenrepublik, in einer selbständigeren, hervorragenderen Stellung sich leitend, schöpferisch, umgestaltend zu bethätigen und zur Geltung zu bringen, das entsprach seiner Neigung wie seiner Beanlagung am meisten. Kein Wunder daher, dass er aus dem Schuldienste 'ohne alles Bedauern' schied; hatte er doch nach seiner eigenen Empfindung und nach dem Urtheile der Freunde durch seine Ernennung zum Bibliothekar und Mitleiter der Anstalt erst seinen eigentlichen und richtigen Platz gefunden. Und der Erfolg hat diese Anschauung durchaus bestätigt. Sehr bald fand er sich in der Bibliothek und den verschiedenen Obliegenheiten seines neuen Amtes zurecht. Wie in seinen früheren Stellungen, so zeigte er auch jetzt wieder, dass er seiner ganzen Geistesrichtung nach, mit besonderer Vorliebe der Geschichte zugewandt war. Das Jahr seines Amtsantrittes war das 300ste seit Begründung der Bibliothek; schon dieser Umstand gab ihm Anlass zu näherer Beschäftigung mit der Geschichte der Anstalt. Er durchforschte nicht bloss die betreffenden Drucke