..

III

unten den „Biertunnel", das Schiff oben den Concert- und Theatersaal, unten Billard- und andere Räume enthält; alles in zum Theil recht fragwürdiger „gothischer" Bemalung und Einrichtung.

Hieran schloss sich in glühender Sonnenhitze die Besichtigung der merkwürdigsten Gebäude, unter Leitung des verdienten Senators Dr. Römer, welcher auch nicht verfehlte, die grossartigen, durchweg im Styl des norddeutschen gothischen Backsteinrohbaues gehaltenen öffentlichen Neubauten vorzuführen. Was das scheidende 19. Jahrhundert geschaffen, wird so später einen einheitlichen Charakter zeigen, während anderwärts planlose Zerfahrenheit und Stylmengerei, wenn nicht gar die Todtgeburten eines neuen Zeitstyles sich geltend machen.

Der Reichthum Hildesheims an alten Bauten ist bekannt, ich möchte daher an dieser Stelle nur einen Umstand erwähnen, der mir sehr unangenehm auffiel. Es ist dies die hochgradige Verstümmlung der wichtigsten unter denselben. Der Dom, welcher zunächst besichtigt wurde, ist äusserlich entstellt durch die ganz misslungene Form der zwei windigen Westthürme, welche man für gut und schön fand an die Stelle des einen mächtigen reichen, für die niedersächsischen Kirchenbauten typischen Thurmhauses zu setzen. Die reichsculpirten Architekturtheile, wie Säulen, Gesimse und dergleichen, lagern noch in der kryptenartigen Laurentiuskapelle des unteren Kreuzganges. Innerlich ist der Dom ganz denaturirt durch einen Zopfumbau, welcher freilich an sich eine meisterliche Leistung ist, und dem nicht sehr grossen Raum im Verein mit den unberührt gebliebenen älteren Kunstwerken: dem herrlichen Lettner des 16. Jahrhunderts, den nicht genug gewürdigten Chorstühlen des 14. Jahrhunderts, den beiden grossen Kronleuchtern des 12. Jahrhunderts (denen in ganz Europa nur zwei ähnliche zur Seite zu setzen sind) und anderen kleineren Stücken zu einer hochmalerischen Wirkung verhilft, die unvergleichlich höher zu schätzen ist, als jede sogenannte „stylgerechte Herstellung“, welche dem Vernehmen nach nicht zu den unmöglichen Dingen gehört. In höchst dankenswerther Weise hatte das Lokalcomité es veranlasst, dass gleichzeitig mit dem neuerdings würdig auf-

..