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IX

Stoffe lauern. Der Redner zeichnete, um Hutten und sein Auftreten verständlich zu machen, zunächst in grossen Zügen die politische Lage des deutschen Reiches, wie die religiösen Verhältnisse an der Schwelle von dem 15. zum 16. Jahrhunderte, in welchen zahllose Keime zu einer Umwälzung des Bestehenden trieben — er suchte das Absterben des Mittelalters und seiner Formen zu veranschaulichen, hieraus die Nothwendigkeit des Entstehens neuer für den der christlichen Menschheit erwachsenden neuen Lebensinhalt. Dann fuhr er fort: ich wende mich zu dem Geisteshelden, dessen Schatten über diesen Trümmern schwebt, dessen Gedächtniss diese Stunde geweiht ist und entrollte ein Bild, von welchem hier nur die vornehmsten Züge wiedergegeben werden können. Als ältester Sohn des Ritters Ulrich von Hutten auf Steckelberg wurde unser Ulrich hier am 21. April 1488 geboren, mit 11 Jahren nach Fulda gebracht, um Mönch zu werden, wahrscheinlich weil er klein und schwächlich blieb, doch geistige Befähigung zeigte. Diese entwickelte sich in der altberühmten Klosterschule auf das beste, doch erkannte Ulrich, dass das Mönchsleben nicht sein Beruf sein könne und entzog sich 1504 oder 1505 durch die Flucht, wie es scheint, unter Mitwirkung seines Jugendfreundes Crotus, dem ihm verhassten Dasein. Der Vater zog die Hand von dem ungehorsamen Sohne gänzlich ab und mittellos sah der Sechzehnjährige sich gegenüber dem Kampfe um das Dasein ; nach Kenntniss dürstend gab er sich den Studien auf den Universitäten Erfurt, Köln und Frankfurt a. 0. hin, vielfach in Noth, mitunter von Gönnern unterstützt. Frühe versuchte er sich als Dichter, aber in der lateinischen Sprache, damals Welt- und Gelehrtensprache; mit 18 Jahren erlangte er zu Frankfurt den 1. philosophischen Grad, den des Baccalaureus, welcher übrigens sein einziger blieb. Zu Erfurt schloss er einen Freundschaftsbund mit Eoban Hesse, der den Ruhm des ersten Dichters der Zeit erlangte. Wahrscheinlich im Frühjahr 1509 verliess Ulrich Frankfurt, seinem Wandertriebe folgend; schiff­brüchig, mittellos und krank nahm ihn der Bürgermeister Greifswalds, Lötz, auf, dessen Sohn an der Universität Professor war. Das gute Verhältniss litt 

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