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LII

2) Zu Hanau.

6. Januar 1887. Herr Gymnasial-Director Professor Dr. Hartwig hielt den angekündigten Vortrag über Landgraf Friedrich II. von Hessen und die Abtretung der Grafschaft Hanau.

Im Jahre 1749 stattete Wilhelm VIII., der damalige Statthalter von Hessen, in Begleitung seines Sohnes, des Erbprinzen Friedrich, dem Kurfürsten Clemens August von Köln einen freundschaftlichen Besuch zu Neuhaus bei Paderborn ab. Uneingedenk der heiligen Pflichten des Gastrechts verschmähte der geistliche Würdenträger es nicht, diese günstige Gelegenheit zu benutzen, um den von langer Hand (seit 7 Jahren) vorbereiteten Uebertritt des Erbprinzen zum katholischen Bekenntniss zu vollziehen. In aller Stille und Heimlichkeit legte Friedrich den Profess in die Hände des Erzbischofs ah. Die Gründe, welche den Prinzen zu diesem Abfall von der Religion seiner Ahnen und seines Landes bewogen, sind niemals völlig aufgeklärt worden, seine eigenen Aeusserungen darüber bewegten sich stets in auffallenden Widersprüchen. Nur soviel ist sicher, dass der folgenschwere Schritt nicht durch die tiefinnere religiöse üeberzeugung Friedrichs, sondern lediglich durch äussere Verhältnisse und Einflüsse herbeigeführt wurde, denen der haltlose, schwankende und jedem obeiflächlichen Eindruck leicht nachgebende Charakter des damals 29jährigen Prinzen in hohem Maasse preisgegeben war. Daher mag auch der pomphafte Glanz des katholischen Kultus im Gegensatz zu der nüchternen Einfachheit des evangelischen Gottesdienstes seine Wirkung auf Friedrichs schwaches Gemüth nicht verfehlt haben. Vor allem aber scheinen geschäftige und gewandte Damenhände eine sehr einflussreiche Rolle bei der Verleitung des Prinzen gespielt zu haben. Selbst aus den im Königlichen Staatsarchiv zu Marburg aufbewahrten 32 Bänden Schriftstücke, welche die sogenannte ,.Assekurationsakte“ (siehe unten) betreffen, sind die eigentlichen Gründe des Uebertritts nicht zu entnehmen, möglicherweise waren sie in 6 anderen, früher noch vorhandenen Bänden enthalten gewesen, die vielleicht eben deshalb später vernichtet worden sind, um manche, für Mitglieder des hessischen Herrscherhauses

 

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