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Benedikt XIV. durch ein Breve die katholischen Fürsten zu thätiger Unterstützung des Erbprinzen aufforderte und ihn selbst zu standhaftem Ausharren ermahnte. Es ist eine noch unentschiedene Streitfrage, ob das französische Ministerium schon damals (1755) seinen Gesandten in Hamburg anwies, den Prinzen in diesem Sinne zu beeinflussen, oder ob es sein Eingreifen aus Rücksicht auf Friedrich den Grossen bis zum folgenden Jahre vertagte. Der Herr Vortragende glaubte sich im Hinblick auf verschiedene gewichtige Gründe für die erstere Annahme aussprochen zu müssen. Bald bildete sich eine förmliche Liga, welche den Erbprinzen veranlassen wollte, nicht allein gegen die „ Assekurationsakte“ öffentlich Einspruch zu erheben, sondern auch nach Wien überzusiedeln und von dort aus sein vermeintliches Recht mit Hülfe des Kaisers zu verfechten. Ob der Prinz die gewünschte Einsprache bereits 1755 in Hamburg wirklich erlassen hat, erscheint fraglich, wird indess vielfach vermuthet. Jedenfalls nöthigte ihn ein bestimmter Befehl des Landgrafen schon am 16. Juni des genannten Jahres zur Rückkehr nach Kassel. Als Wilhelm VIII. an demselben Tage in eine schwere, anscheinend tödliche Krankheit verfiel, begab sich die Erbprinzessin, nachdem sie die Hanauer Behörden mit allen Weisungen für ihren Regierungsantritt versehen hatte, sofort nach Hannover, während ihre drei Söhne schon früher nach Göttingen in Sicherheit gebracht worden waren. Der Landgraf erholte sich jedoch bald wieder, worauf der Prinz erst nach Völkershausen, dann nach Hersfeld ging; seine Bitte, in's Ausland reisen zu dürfen, schlug der Vater unbedingt ab. Während seines Aufenthaltes in Hersfeld Hessen es sich abermals einige vornehme Damen in Frankfurt (Gräfin Leiningen und Prinzess Löwenstein), sowie die Landgräfin von Rotenburg, unter eifriger Mitwirkung des kaiserlichen Gesandten zu Frankfurt, Grafen Pergen, sehr angelegen sein, den Prinzen zur Flucht nach Wien zu bewegen ; namentlich suchte man ihn durch Hindeutung auf die vom Landgrafen angeblich beabsichtigten strengeren Massregeln in Furcht zu setzen. Friedrich, der sich in Hersfeld ohnehin erheblich langweilte, blieb solchen Einflüsterungen nicht unzugänglich, sondern beschloss

 

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