..

LVI

wirklich, am 25. Januar 1756 zu fliehen. Aber sein Vater, welchem dieser Fluchtplan durch den dem Prinzen beigegebenen Lieutenant Ludwig von Schoell noch rechtzeitig mitgetheilt wurde, liess acht Tage vorher plötzlich einen katholischen Geistlichen, der als Vermittler gedient hatte, verhaften, bekam dadurch alle Fäden der Verschwörung in die Hand und schlug nun gegen den Erbprinzen einen äusserst deutlichen Ton an. Die über dies bündige, obschon sehr gerechtfertigte Verfahren des Landgrafen tief empörte katholische Partei wusste ein Einschreiten des Kaisers herbeizuführen, welcher den General von Pretlack nach Kassel sandte, vorgeblich um zwischen Vater und Sohn zu vermitteln, in Wirklichkeit aber um den Prinzen nach Wien zu locken. Alle diese Ränke waren indess vergeblich gesponnen ; Friedrich selbst entzog sich ihnen zur aufrichtigen Freude des Landgrafen durch seine unerwartete Abreise nach Berlin. Die gütige Aufnahme, welche er dort bei Friedrich dem Grossen fand, entzückte ihn dermassen, dass er das ihm von einem österreichischen Offizier überbrachte Patent als Feldzeugmeister ohne Schwanken zurückwies. Im preussischen Heere fand er eine ungemein rasche Beförderung und erreichte sogar die höchste Rangstufe des General-Feldmarschalls; als Feldherr hat er dagegen im siebenjährigen Kriege keine Lorbeeren geerntet. Nach dem am 1. Februar 1760 zu Rinteln erfolgten Ableben des 78jährigen Wilhelm VIII. traten die wohlthätigen Folgen des mehrjährigen preussischen Einflusses auf den nunmehrigen Landgrafen Friedrich II. deutlich hervor. Inzwischen war aber auch die katholische Partei nicht müssig geblieben, sondern hatte die Verhängung der Reichsacht über Hessen-Kassel erwirkt, welche von bayerischen Truppen vollstreckt werden sollte; diese äusserste Massregel trat jedoch in Folge der durch die politische Gesammtlage bedingten Haltung Frankreichs nicht in Kraft und blieb ohne alle Wirkung. Friedrichs andauernder Groll über den Verlust der Grafschaft Hanau, in welcher die Landgräfin Maria nach Wilhelms Tod sofort die Regierung angetreten hatte, bewog ihn, Friedrichs des Grossen Vermittelung zu erbitten, um durch Georg II. auf Maria einzuwirken,

 

..